Kinder- und Jugendbuch

Weiterspinnen

20. Februar 2025
Stefan Hauck

Einen Text zu illustrieren - das ist üblich. Aber wie schreibt man einen Text zu fertigen Bildern? Drei Beispiele.

Erwin Moser, Heinz Janisch: Jurek findet sein Glück (Beltz & Gelberg)

Ole Könnecke, Illustrator und Autor

Wenn zwei Zeichner, die normalerweise auch ihre eigenen Autoren sind, gemeinsam ein Buch entwickeln, kann es zu Irritationen und Streitigkeiten kommen. Zum Glück haben Nikolaus Heidelbach und ich ein exakt gleich großes Ego – wir haben nachgemessen –, darum verlief die Zusammenarbeit auch so reibungslos.

Die Grundidee für "Gutenachtgeschichten für Celeste" (Bruder erzählt Schwester Gutenachtgeschichten, diese langweilt sich) stammt von Nikolaus. Das Buch war ursprünglich als Soloprojekt geplant. Als ich an Bord kam, waren schon ein paar seiner seitenfüllenden Bilder fertig. Es wurden dann schnell über 20.
 

Aus diesen Bildern habe ich elf ausgesucht, in eine passende Reihenfolge gebracht und darum herum die Rahmenhandlung geschrieben und gezeichnet. Der Spaß und gleichzeitig die Herausforderung bestanden natürlich darin, die Erwartungen (oder Befürchtungen?), die das jeweilige Gruselbild von Nikolaus wecken, ins absolut Leere laufen zu lassen. Während Boris, der Bruder, versucht, seiner Schwester Celeste zu erzählen, was die Leser des Buches sehen (Nikolaus’ Bild), sabotiert Celeste diese Erzählversuche immer wieder.

Den aufwendig gezeichneten Tafeln schnell zu lesende Zeichnungen und Dialoge gegenüberzustellen, war ein reines Vergnügen. Wir wollten beide den Kontrast, und den haben wir auch bekommen. Keiner von uns hätte dieses Buch alleine machen können.

Heinz Janisch, Autor

Als mir Erwin Mosers Witwe Ruth von dem Kuvert mit durchnummerierten Bildern einer Geschichte erzählt und mich gefragt hat, ob ich mir einen Text dazu vorstellen könnte, habe ich erst mal tief durchgeatmet. Ich war mit ihm befreundet und bin mit sehr großer Demut ans Schreiben gegangen, habe mich immer wieder gefragt: Was genau wollte er erzählen? Für mich schaut die Hauptfigur aus wie ein "Jurek" und ich fand, er sucht nach seinem Platz im Leben. Seine Lebensstationen lassen sich fast märchenhaft erzählen, und da ich Erwin öfter bei Aus­stellungen begleitet und auch aus seinen Büchern vorgelesen hatte, habe ich seine "Tonspur" im Ohr. So konnte ich leichter erzählen von Jureks Wanderschaft, seinem Staunen, seinem Mitreisen im Zirkus und wie er sich in Mina verliebt. Kleine Freiheiten hab ich mir schon genommen – Mina sollte nicht zu brav wirken, und so habe ich aus ihr eine Messerwerferin gemacht ... Letztlich passt es aber sehr gut; ich glaube, Erwin hätte die Wendung gut gefallen.

Carla Grosch, Redaktionsleiterin Allgemeine Fiction bei Kosmos

Meist haben sich Produktmanagerin, Illustratorin und Autorin bereits auf ein Thema festgelegt und es gibt allererste Ideen. Ein solch aufeinander eingespieltes Team arbeitet an unserer Marke Sternenschweif: So zeichnet Anna-Lena Kühler zuerst eine Reihe von Skizzen und ein Storyboard, das den visuellen Ablauf der Geschichte vorgibt. Im Anschluss formuliert Autorin Anne Scheller den Text – stets im Austausch mit Illustratorin und Produktmanagerin. Hier gilt es, sowohl marken- als auch zielgruppenspezifische Parameter zu beachten und gleichzeitig ein harmonisches Gesamtprodukt zu erschaffen wie das "Sternenschweif-Wimmelbuch". Unsere Erfahrung zeigt, dass man Bild und Text nicht einfach voneinander trennen kann und dass es von größter Bedeutung ist, wenn sich alle Beteiligten im kreativen Prozess aufeinander verlassen können.

Anna-lena Kühler, Linda Chapmann: Sternenschweif-Wimmelbuch (Kosmos)