Offener Brief von Martin Mader

"Die Kosten fressen uns auf"

24. Februar 2025
Redaktion Börsenblatt

Martin Mader, Inhaber der Bremer Buchhandlung Otto und Sohn, hat im Oktober einen viel beachteten Börsenblatt-Beitrag über die Kosten von Kleinbeischlüssen geschrieben. Die Reaktionen der Verlage? "Ein Trauerspiel", meint Mader in einem offenen Brief, den wir hier dokumentieren.

Martin Mader

Im vergangenen Jahr hat ein Buchhandelssterben eingesetzt, welches sich 2025 fortsetzen wird. Wir gehören mit unserer Buchhandlung auch dazu und werden im August schließen. Im Herbst 2024 habe ich auf die immensen Kosten durch Kleinbeischlüsse hingewiesen. Unnötige Kosten. Verursacht durch die Verlage. Zur Erinnerung: Wir haben errechnet, dass uns 2023 mehr als 1.000 Euro Kosten entstanden sind, trotz diverser Parkmodelle bei den Auslieferungen. 

Das Interesse an diesem Beitrag war mit mehr als 4.500 Aufrufen auf Börsenblatt Online sehr hoch. Die meisten Reaktionen kamen aus dem Sortiment, mit der Empfehlung, in einer der Einkaufsgemeinschaften unterzuschlüpfen. Das ist ein wichtiger Schritt. Aber – rettet das? Ein paar Rabattpunkte und ein Bonus als Erlösung vom Kostendruck?
 
Bei den Auslieferungen war die Resonanz mager. Prolit möchte ich positiv erwähnen. Dort hat man sich intensiv mit dem Thema beschäftigt und suchte auf Anfrage nach individuellen Möglichkeiten, um die Transportkosten für alle Beteiligten zu minimieren. Auch eine der ganz großen Auslieferungen hat sich gemeldet. Euphorie auf meiner Seite. Sollte sich jetzt richtig etwas bewegen? Aber – nach der zweiten E-Mail versandete der Kontakt in Statistiken, Vergleichen und der Aussage, man stehe im Branchenmittel sehr gut da … Fazit: Die Kosten verbleiben bei mir.

Zu den Verlagsreaktionen: ein Trauerspiel. Es gab keine. Bis auf einen Verlagsvertreter, der sich gemeldet hat. Und das inoffiziell. Das ist erschütternd: totale Gleichgültigkeit, was die Kosten auf Sortimentsseite bedeuten. Und das ist das eigentliche Thema. Und nun wird mein Beitrag zu einem offenen Brief an die Verlage:

Liebe Verlage,
ist es tatsächlich so, dass nur noch die zehn größten Kunden zählen, die 80 Prozent des Verlagsumsatzes generieren?
Sind die letzten 20 Prozent lästig und zu teuer? Verzichten Verlage bewusst auf diese Kunden? Können sie sich das leisten? Ist es naiv, so zu fragen? Oder fehlt nur das Bewusstsein für das, was außerhalb der Verlagswelt passiert? Das sind Fragen, die ich mir stelle.  

Und, liebe Verlage, auch wenn wir demnächst schließen: Mich interessiert, was Sie dazu sagen. Noch bin ich Kunde bei Ihnen und werde der Branche verbunden bleiben. Denn es geht hier nicht um unsere Buchhandlung in Bremen-Vegesack. Es geht um die vielen Kolleg:innen, die eine verantwortungsbewusste und auskömmliche Preisgestaltung brauchen, um überleben zu können. Und zwar von Ihnen.

Die Kosten galoppieren. Immer weiter. Durch Umsatzzuwächse lässt sich bei sinkenden Frequenzen in den Innenstädten kein Ausgleich schaffen. So drückt es von zwei Seiten – und zwar massiv an die Wand. Genauso steht aus meiner Sicht der Buchhandel vor Ort derzeit da. Deshalb werden immer mehr Sortimente aufgeben müssen. Ihre Kunden. Diesen Trend zu stoppen, haben allein Sie als Verlag in der Hand.

Ich würde mich sehr über Reaktionen aus den Verlagshäusern freuen, denn das Thema ist für alle Buchhandlungen existenziell. 
Sie erreichen mich per E-Mail: 
martin.mader@ottoundsohn.de.