Kinderbücher zum Thema Umzug

Ein neues Zuhause

20. Februar 2025
Jule Heer

Umzüge sind oft gar nicht so einfach – vor allem für Kinder. Wie aktuelle Bilder- und Kinderbücher das Thema aufgreifen.

Ausschnitt aus "Familie Eichhorn zieht um" Usborn Verlag

Abschied nehmen vom vertrauten Zuhause: Valentina Brünings "Super, so ein Umzug" (Tulipan, 32 S., 16 €, ab 3) will dieser Veränderung mit Humor und einem Augenzwinkern das Positive abgewinnen. Denn auch Schönes und Aufregendes kann damit verbunden sein. Volker Fredrichs Illustrationen zeigen das Chaos, das Ausmisten und damit das Finden von Erinnerungsstücken, Altem, fast Vergessenem. Am Ende ist es ein Neuanfang, der auch viel Spannendes mit sich bringt. Ein neues Zimmer, neue Nachbarn, eine neue Umgebung. 
 

Hilfestellungen bei Abschieden und Übergängen bietet auch Barbara Weber-Eisenmanns Sachbilderbuch "Tschüss und Kuss" (Fischer Sauerländer, 40 S., 15,90 €, ab 4), das von Katharina Bertram illustriert wurde. Thematisiert werden neben Umzügen ebenso kleinere Abschiede wie morgens in der Kita oder wenn ein Freund in den Urlaub fährt. Ganz schnell können sich Kinder in eine Umbruchsituation einfühlen, wenn sie in "Familie Eichhorn zieht um" in die Hand nehmen (Usborne, 32 S, 6,95 €, ab 3, aus der Reihe Mein Immer-wieder-Stickerbuch). Denn dieEichhörnchen lassen sich von den jungen Leser:innen dabei helfen, ihre neue Umgebung wohnlich zu machen – mit 170 wiederablösbaren Stickern, mit denen die Seiten gestaltet werden können. Den Umzugswagen packen, Abschied von Freund:innen nehmen und neue finden: All diese Aspekte von Abschiednehmen und Ankommen sind in dem Büchlein präsent. 
 

So viele neue Eindrücke

Nach dem Umzug in ein neues Zuhause kommt einem vieles fremd und schlechter vor, als es vorher war: So geht es auch der Protagonistin in Sally Fawcetts "Das neue Haus" (Ü: Miriam Lindner, Balance, 36 S., 22 €, ab 4). Doch im Verlauf der Geschichte gewinnt die neue Umgebung stetig an Farbe. Was zunächst grau und unbekannt aussieht, steckt am Ende doch voll schöner, spannender Entdeckungen. Dieses langsame Annehmen des neuen Wohnorts wird über die Bildebene eindrücklich vermittelt. Erst sieht die kleine Heldin Blumen, dann einen Hund, schließlich ein Mädchen aus der Nachbarschaft, das sie dazu einlädt, mitzukommen. So erwacht die Welt neu zum Leben. 

Noch viel gravierender ist die Veränderung, wenn kein normaler Umzug aus der Heimat wegführt, sondern eine Flucht: Kristien Dieltiens "Lilah unterwegs" (Ü: Celine Eßlinger, Carl Auer kids, März, 40 S., 22 €, ab 4) zeigt einfühlsam die Trauer und Verwirrung darüber, das eigene Zuhause verlassen zu müssen und sich auf einen anstrengenden Weg zu einem neuen zu machen. Vor allem eine vergessene und schmerzlich vermisste Puppe spiegelt wider, wie schwer der Verlust wiegt. Dabei dient in Arevik dʼOrs Illustrationen das Kopftuch der Mutter immer wieder auf neue Art dazu, Vertrautheit in der Fremde zu schaffen. Mal wärmt es Lilah, dann wird es zur Tischdecke und schließlich bindet die Mutter daraus ein Kuscheltier.

Eine verlorene Heimat kann aber auch der Ort sein, an dem Eltern oder Großeltern aufgewachsen sind – obwohl man selbst gar nicht dort geboren wurde. Das zeigt David A. Robertson in "Reise in den Norden" (Ü: Jean-Pierre Béjaoui, Little Tiger, 48 S., 13,90 €, ab 5), das an seine eigene Geschichte angelehnt ist. Ein Junge besucht gemeinsam mit seinem Großvater dessen ehemaliges Zuhause und erlebt es durch dessen Erinnerungen. Immer wieder kommen auch Worte auf Swampy Cree, der Sprache eines indigenen Volkes, vor. Der Junge vergleicht das Leben des Großvaters mit dem, das er selbst kennt, überlegt, wie es wäre, hier zu leben, und der Besuch wird damit auch für ihn zu einem Nachhausekommen. Julie Fletts Bilder, die in Collagetechnik entstanden sind, zeigen die Landschaften. Lebensumstände und Traditionen des indigenen Volks.

Aufregung, Angst und Veränderungen

Neue Nachbarn, ein größeres Haus und neue Freundschaften erlebt auch Pia nach dem Umzug mit ihren Eltern. Vor allem aber erzählt Kairi Looks Kinderbuch "Pia Pfefferminz zieht ein" (Ü: Maximilian Murmann, Mixtvision, 96 S., 14 €, ab 5) von den Erlebnissen der Familie miteinander, vom gegenseitigen Geschichtenerzählen, von Besuchen im Tierpark und von Weihnachtsfeiern. Der Fokus der 31 von Ulla Saar bunt und humorvoll illustrierten Geschichten liegt hier nicht auf dem Umzug und den Veränderungen, sondern vielmehr auf der Stabilität des familiären Umfelds und den Bereicherungen des neuen Zuhauses. Dadurch zeigt die Geschichte: Ein Umzug kann auch mit wenig Aufregung, Angst und Veränderung einhergehen. 

Wer darf im Stockbett oben schlafen?

In neuer Familienkonstellation leben: Das müssen die neuen »Bisschen«-Geschwister in Yvonne de Friesʼ Vorlesegeschichte "Hier sind Ari und Luke" lernen (Ü: Birgit Erdmann, Freies Geistesleben, März, 112 S., 16 €, ab 5). Unterstrichen werden die Erlebnisse der Protagonist:innen von den lebendigen Illustrationen, die Jeska Verstegen beisteuert. Vieles muss jetzt geteilt werden: Spielzeug, ein Zimmer und Familienmitglieder. Auch die Anerkennung, nun eine Familie zu sein und sich als Geschwister anzusehen, fällt da nicht leicht und wird als ein zu durchlebender Prozess dargestellt – es gibt schöne gemeinsame Momente ebenso wie ziemlich angespannte. Denn schließlich ist es nicht nur ein Umzug in ein neues Haus, sondern auch ein Umzug in eine ganz neue Familie.