Debüts des Monats

Am Anfang steht ein rätselhafter Tod in einer sektenartigen Wohngemeinschaft: Gerda Blees versucht mit ungewöhnlichen Mitteln, das Thema zu fassen. Ihr Roman geht aufs Ganze.

Aus vielen kleinen Augenblicken baut Anna Herzig in "Die dritte Hälfte eines Lebens" Szenen auf, die Lebensläufe erfassbar machen, und bevölkert so den Ort Krimmwing: fiktiv, aber so nah am realen Leben, dass man schlucken muss. Denn Krimmwing vergisst nichts – und sanktioniert.

Sie füllt große Konzertsäle und ist bislang als Dichterin und Slammerin bekannt: In ihrem ersten Roman arbeitet Elvira Sastre das Wesen der Liebe anhand eines Paars in den 1930er Jahren inmitten des Bürgerkriegs und eines in der Gegenwart heraus: eine Kette an Reflexionen.

Ein tolles Debüt legt Yade Yasemin Önder mit ihrer tragischen Heldin, Sproß einer deutsch-türkischen Familie, hin, die nach ihren Platz im Leben sucht. Ernste Themen verpackt sie dabei gekonnt in einen vor Komik funkelnden Stil.

Kontraste beherrschen Mirjam Wittigs Roman "An der Grasnarbe": auf der einen Seite das chaotisch unbeherrschbar erscheinende Leben in der Großstadt mit all seiner Hektik, auf der andere Seite das Landleben in seiner Begrenzung - und seinen Herausforderungen.

"Ein französischer Sommer" von Francesca Reece ist kein Heile-Welt-, aber ein spannender Sommerroman mit Esprit. Leah treibt nach ihrem Studium durch Paris, ergattert beim Star-Autor Michael einen Job als Assistentin. Sie soll die Tagebücher seiner Studienzeit abtippen, in seiner Villa an der Côte d’Azur. Aber warum hat er gerade sie ausgewählt?

Wie in einem Fotoalbum erzählt Andrea Roedig die Geschichte einer Familie, analysiert schonungslos ihre Beziehungsgeflechte, taucht ein in die 1960er, 70er Jahre mit ihrem eigenen Zeitkolorit, das sie gekonnt einfängt.

Krisha Kops malt eine ausgefallene, mehrere Generationen umspannende deutsch-indische Familiengeschichte, angereichert durch mythologische Elemente. Er balanciert fein zwischen Schicksalschlägen und glücklichen Momenten seiner Protanonisten. Ein Kreislauf des Lebens, der bewegt.

Wie sich eine permanente Überforderung durchs Leben zieht, Gefühle immer nur verdrängt und dann eruptiv ausbrechen, hält Mattia Insolia in "Die Hungrigen" schonungslos fest.

Was Kunst und Kunstmarkt mit seinen Protagonisten anstellen kann, ist Thema des Debütromans von Constantin Schwab. Die Journalistin Valerie Vogler wird von der Künstlergruppe Aurora nach Spitzbergen eingeladen, soll dort ein Journal führen. Was ist dabei mit ihr geschehen?

Freundschaften sind nie ganz einfach, vor allem wenn die Erwartungen an sie hoch sind: Selene Mariani erzählt in "Ellis" in kurzen Sequenzen über die Beziehung zweier Mädchen.

Sich nirgendwo richtig dazugehörig zu fühlen – das ist eine Erfahrung, die über Generationen hinweg weitergegeben wird: Laura Cwiertnia schafft in "Auf der Straße heißen wir anders" leise Bilder und Szenen, die haften bleiben.