Rückwärtsgewandte Kalender – das klingt zunächst wie ein Widerspruch. »Retro-Motive wecken Erinnerungen und Emotionen, zeigen Menschen oder Gegenstände mit Geschichte und heben sich so von üblichen Konsumgütern ab«, sagt Alexandra Stolac, Produktmanagerin für Kunst im Korsch Verlag. »Außerdem markieren sie einen Gegenentwurf zu digital entstandenen Bildern.« Der Kauf von Retro-Produkten könne also als eine kleine Flucht in eine Welt gesehen werden, in der alles vermeintlich einfacher, sicherer und unbeschwerter war, so Stolac. »In einer Welt, in der sich heute so viel verändert und vieles als unsicher empfunden wird, bietet Altbekanntes eine Art Sicherheit.«
Ackermann-Art Director Stephan Schlieker bringt das Bedürfnis nach nostalgischen Motiven und Produkten ebenfalls mit dem aktuellen Weltgeschehen zusammen: »Gewiefte Statistiker:innen könnten vermutlich einen Zusammenhang zwischen Krisenzeiten und Nostalgiebedürfnis feststellen, der analog zum Goldpreis verläuft. Aber von solchen Schwankungen abgesehen ist dieses Bedürfnis nach Nostalgie doch anscheinend ein sehr grundsätzliches und urmenschliches.« Auch Stefanie Folle, Vertriebsleiterin der Neumann Verlage, erkennt hier eine Entwicklung, die sich bereits seit ein paar Jahren abzeichnet.