Bernkastel-Kues hat endlich wieder eine Buchhandlung
Mehr als zwei Jahre musste die Stadt Bernkastel-Kues ohne Buchhandlung auskommen – bis Petra Görtz ihre Buchhandlung eröffnete. Eine ungewöhnliche Gründungsgeschichte.
Mehr als zwei Jahre musste die Stadt Bernkastel-Kues ohne Buchhandlung auskommen – bis Petra Görtz ihre Buchhandlung eröffnete. Eine ungewöhnliche Gründungsgeschichte.
Bernkastel-Kues liegt an der Mosel – 50 Kilometer von Trier, mehr als 100 kurvige Kilometer von Koblenz entfernt. Die Lage im südwestlichen, ländlichen Rheinland-Pfalz an der sich malerisch zwischen steilen Weinbergen hindurchschlängelnden Mosel ist für Rad- und Motorradfahrer, Wanderer und Weinnasen attraktiv. Die Region hat wenig Industrie und ist mittelständisch geprägt, der Kaufkraftindex liegt mit 95,8 etwas unter dem Durchschnitt von 100 (2023). Die Region lebt vom Tourismus, der die »aktiven Naturgenießer«, »Kleinstadtgenießer« und »reiferen Kulturliebhaber« ansprechen soll, hinzu sollen in Zukunft mehr jüngere »vielseitig Aktive« kommen.
Etwa 8.000 Einwohner leben in Bernkastel-Kues, die Stadtteile links und rechts der Mosel wurden erst vor 120 Jahren administrativ zusammengefasst, auch die verbindende Brücke über die Mosel gibt es erst seit 150 Jahren. Am Brückenkopf im westlichen Stadtteil Kues liegt die Buchhandlung Görtz – man kommt hier vorbei, wenn man zur hübschen Altstadt Bernkastels möchte. Im Schaufenster spiegelt sich das Cusanus-Stift, Wahrzeichen der Stadt und ein Erbe Nikolaus von Kuesʼ. Der Universalgelehrte, der kirchliche Ämter in halb Europa bekleidete, stiftete seiner Heimatstadt im 15. Jahrhundert ein Altenheim, eine Kapelle und eine veritable Bibliothek. Und eine solche Stadt hat keine Buchhandlung?
Nachdem 2020 die Buchhandlung Engel geschlossen wurde, gab es kein Sortiment mehr in der Stadt. Dennoch waren Bücher leicht erhältlich: Petra Görtz, die viele Jahre lang bei Engel gearbeitet hatte und sich 2018 in der Kreisstadt Cochem durch die Übernahme der Buchhandlung Layaa-Laulhé selbstständig gemacht hatte, versorgte Kund:innen von dort aus mit Lesestoff. Die Bekanntheit und Vertrautheit mit den Stammkund:innen ließ sich so auch ohne Ladenlokal weiter pflegen, erleichtert durch eine Leerstandsmaßnahme der Stadt: Das »Bernkasteler Fenster« bespielt dort als Showroom und Interimsshop leerstehende Ladenflächen. Görtz bot hier eine kleine Buchauswahl und einen Bestellservice an. Auf diese Weise hielt sie den Kundenkontakt – »bis wir 2022 auf ein frei werdendes Ladenlokal aufmerksam gemacht wurden. Das ist der Vorteil der kleinen Stadt, man kennt sich einfach!« Innerhalb eines Dreivierteljahrs wurde aus einem ehemaligen Wäschegeschäft eine großzügige Buchhandlung. Während Petra Görtz die Buchhandlung in Cochem führte, plante Gatte Markus Görtz Regale für die hohen Räume, und Trend Möbel führte den Ladenbau in Echtholz aus. »Ganz oben platzieren wir nun Eyecatcher in Frontalpräsentation«, so Markus Görtz. Für die Beleuchtung wurden die vorhandenen Industrielampen durch weitere, moderne Strahler ergänzt. Der Grundriss gab Nischen vor, die nun saisonal wechselnd oder thematisch bestückt werden. Und die hübschen Sitzgelegenheiten: Kinosessel, Sofa, Lehnstuhl? »Das sind Leihgaben von Freunden«, schmunzelt Görtz.
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