2022 war für viele Verlage ein Krisenjahr, in dem sie ihre Ansprüche herunterschrauben mussten. Kampa hingegen ist durch Zukäufe gewachsen. Kann man das antizyklisches Wachstum nennen?
Ich bin davon überzeugt, dass kleine Verlage sich zusammentun müssen, um die schwierige Marktsituation zu meistern und auch in Zukunft weiter bestehen zu können. Es geht hierbei nicht um Konsolidierung. Man kann als Verlag unabhängig bleiben und trotzdem in einzelnen Abteilungen wie Presse, Lizenzen und Vertrieb zusammenarbeiten. Wir wollen nicht Größe um der Größe willen. Es muss zusammenpassen, sich gut ergänzen. Ich möchte auf dem bestmöglichen wirtschaftlichen Fundament arbeiten, damit ich mir die Bücher leisten kann, die ich machen möchte, auch wenn sie sich vielleicht nicht sofort rentieren.
Jung und Jung und Schöffling & Co. gehören nun zu einer Verlagsfamilie, die ein breites literarisches Spektrum abdeckt – von Krimi-Ikonen über moderne Klassiker bis zu avantgardistischer Gegenwartsliteratur. Ist das Ganze nun mehr als seine Teile?
Jeder Verlag hat ein eigenes Programm, ein eigenes Image – und das soll auch so bleiben. Die Programmarbeit ist in literarischen Verlagen zentral. Auch nach dem Zusammenschluss werden die Programme weiterhin in Frankfurt, Salzburg und Zürich gemacht. Ein Schöffling-Buch wird auch künftig wie ein Schöffling-Buch sein und aussehen, und ein Jung-und-Jung-Buch eben wie ein Jung-und-Jung-Buch. Und trotzdem ist das Ganze mehr als seine Teile: Die Buchbranche ist renditeschwach, durch Kooperationen und das Zusammenlegen gewisser Backoffice-Tätigkeiten können wir uns mehr auf die tatsächliche Arbeit mit den Büchern konzentrieren und neue kreative Konzepte entwickeln, wie wir unsere Leser*innen erreichen. Wenn wir bei lästiger Administration Zeit sparen, können wir diese in unser Programm und die Zusammenarbeit mit dem Buchhandel investieren.