"Diese Verlage sind die Hefe unserer Kultur"
Die Liste der Preisträger für den diesjährigen Deutschen Verlagspreis steht: ein Gespräch mit der Journalistin Roswitha Budeus-Budde, die seit drei Jahren zur Jury gehört.
Die Liste der Preisträger für den diesjährigen Deutschen Verlagspreis steht: ein Gespräch mit der Journalistin Roswitha Budeus-Budde, die seit drei Jahren zur Jury gehört.
Klar, letztlich hätten sie alle den Preis verdient. Denn diese Verlage sind nicht nur die Hefe des Verlagswesens und der Literatur, sondern darüber hinaus unserer Kultur, indem sie oft die jungen Stimmen zu Wort kommen lassen und die Autorinnen und Autoren fördern. Die Mitarbeiter dieser Verlage netzwerken, sie vermitteln, gehen neue Wege, sie bringen die Menschen zur Kultur. Man darf nicht vergessen, dass dieser Preis ja viele Projekte erst ermöglicht.
Bei den gut 300 eingereichten Bewerbungen hat sich relativ rasch schon ein klares Bild entwickelt. Wir haben uns intensiv ausgetauscht, jeder hat sein Meinungsbild mitgeteilt und dann haben sich deutliche Tendenzen abgezeichnet. Zuerst haben wir unsere Urteile digital abgegeben; in der letzten Rundehaben wir dann einen Tag live in Berlin getagt – im Haus der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien. Wir sind uns diesmal schneller einig geworden als im Vorjahr; ich empfand die sehr sachorientierten Diskussionen als ungemein konstruktiv.
Generell überrascht hat uns, wie häufig und gekonnt die digitalen Möglichkeiten eingesetzt worden sind. Überrascht hat uns aber auch, wie Verlage mit wirklich wunderbaren Ideen ziemlich blauäugig auf den Markt gehen. Die gute Absicht allein reicht ja nicht, man braucht nun mal auch Kenntnisse vom Büchermachen, von Produktionsbedingungen, von Buchhandel, Vertrieb etc.
Man muss als Verlag eben unbedingt an die Verbreitung der eigenen Bücher denken. So schaue ich etwa bei Verlagen mit Schwerpunkt Kinder- und Jugendbuch darauf, ob sie ihre Literatur mit Lesungen befördern, mit Institutionen wie dem Bödecker-Kreis zusammenarbeiten usw. Bei vielen spürt man das starke Engagement, den tiefen Wunsch, etwas bewegen zu wollen, als Kulturnetzwerker unterwegs zu sein, das ist großartig. Und fast immer merkt man, dass ein kleines, schlagkräftiges Team dahinter steht.
Stellt euch als Kenner und Macher der Szene auf, beweist, dass ihr wisst, was ihr da tut!
Roswitha Buddeus-Budde
Die Anforderungen, die jeweiligen Nachhaltigkeitsaspekte im Herstellungsprozess der Bücher nachzuweisen, sind sehr hoch.Insgesamt betrachtet sind diese Aspekte bei fast allen Verlagen längst im Fokus, aber nur wenige haben sich getraut, sich zu bewerben – dabei arbeiten de facto alle schon sehr nachhaltigkeitsbewusst. Aber wir hatten wirklich gute Kandidaten, zwischen denen wir uns dann entscheiden mussten.
Stellt euch als Kenner und Macher der Szene auf, beweist, dass ihr wisst, was ihr da tut! Es ist entscheidend, nicht nur tolle Ideen zu haben, sondern sie auch realistisch umsetzen und finanziell steuern zu können, mit entsprechender Kenntnis des Buchmarkts und seiner Bedingungen.
Bekanntgabe der Spitzenpreise durch Kulturstaatsministerin Claudia Roth, anschließend Empfang:
16. Oktober, 18.30 – 22 Uhr, Frankfurter Buchmesse, Frankfurt Pavilion, Agora