Engpässe bei Papier

FSC stoppt Handel mit russischem Holz

28. März 2022
Redaktion Börsenblatt

Die Papierknappheit wird weiter zunehmen: Aufgrund der Verbindungen des russischen und belarussischen Forstsektors zum Krieg gegen die Ukraine hat FSC den Handel von FSC-zertifiziertem Material oder kontrolliertem Holz ab 8. April untersagt.

Da sich der gesamte Wald in den beiden Ländern in staatlichem Besitz befindet, besteht laut FSC „ein wesentliches Risiko für den gesamten Forstsektor, da dieser Einnahmen für diejenigen Staaten generiert, die in direkter Verbindung zu diesem gewalttätigen bewaffneten Konflikt stehen, der die nationale und regionale Sicherheit bedroht und mit militärischer Kontrolle verbunden ist.“

Auf der Grundlage einer umfangreichen Analyse der Situation sowie möglicher Auswirkungen eines Entzugs von FSC-Zertifikaten hat der internationale FSC-Vorstand beschlossen, alle Produktkettenzertifikate in Russland und Belarus auszusetzen. Die Beschaffung und Nutzung von Holz aus kontrollierten Quellen für FSC-Lieferketten wurde ebenfalls für beide Länder untersagt. Das bedeutet, dass Holz und forstwirtschaftliche Erzeugnisse aus Russland und Belarus weder in FSC-Produkten verwendet noch als FSC-zertifiziert verkauft werden dürfen, solange der bewaffnete Konflikt andauert.

"Unsere Gedanken sind bei der Ukraine und ihrer Bevölkerung. Wir teilen ihre Hoffnung auf eine Rückkehr zum Frieden. Zudem gilt unsere Sympathie auch jenen Menschen in Belarus und Russland, die diesen Krieg nicht wollen", sagte FSC-Generaldirektor Kim Carstensen.

Um den Schutz der Wälder in Russland weiter gewährleisten zu können, bietet FSC den Inhaber:innen von Waldbewirtschaftungszertifikaten die Möglichkeit, ihre FSC-Zertifizierung für den Bereich Waldbewirtschaftung beizubehalten. Dies gilt ausschließlich für Waldwirtschaft in Russland. Handel oder Verkauf von Holz mit FSC-Aussage bleibt auch Forstbetrieben untersagt.

Russland ist größter FSC-Lieferant

Im Jahr 2015 exportierte die Russische Föderation nach europäischer Holzhandelsverordnung (EUTR) regulierte Produkte in 118 Länder und Gebiete mit einem Gesamtvolumen von 41,04 Milliarden kg. Mit 53 Millionen Hektar FSC-zertifizierten Wäldern ist Russland weltweit die Nummer eins unter den Lieferanten, aber auch der meist umstrittene.

In einem Interview mit dem Zertifizierungsunternehmen NEPcon sah FSC-Russland-Direktor Nicolay Shmatkov im Fernen Osten Russlands den Holzeinschlag sehr kritisch. Die dortigen Grenzregionen seien Kerngebiete des kommerziellen, illegalen Holzeinschlags, da hier eine Nachfrage der ausländischen Käufer für hochwertiges Edelholz besteht.

Hinzu kommen laut FSC „komplexe Lieferketten im russischen Osten: Lokale und regionale Sägewerke, oft unter Leitung chinesischer Forstunternehmen, verarbeiten die Laubhölzer und exportieren sie anschließend zu über 95% nach China.“ Dieses russische Schnitt- und Rundholz bilde die Hauptrohstoffquelle der chinesischen Papier- und Holzindustrie. In Russland tätige chinesische Forstunternehmen könnten in China die illegal geschlagenen Hölzer möglicherweise mit anderen Hölzern z.B. inländischer Herkunft vermischen, so der FSC.

„Als weltweit größter Holzverarbeiter können chinesische Unternehmen so die Deklaration des russischen Holzes bei Reexporten umgehen. Diese komplexen Verschleierungsmethoden der tatsächlichen Holzherkunft führten unteranderem dazu, dass Russland als größter Waldbesitzer ganz unten in der 2017 von NEPcon durchgeführten Risikobewertung zu finden ist, mit nur 6 von 100 Punkten.“

Engpässe in der Logistik

Auch das Biomasse-Zertifizierungssystem Sustainable Biomass Program (SBP) und das Programme for the Endorsement of Forest Certification (PEFC) haben alle Zertifikate in Russland und Weißrussland ab 8. April ausgesetzt. Ebenso hat die ASI (Assurance Services International) die FSC-Zertifikate in Belarus beendet, weil die FSC-Kernarbeitsnormen dort nicht eingehalten werden und der Zugang für unabhängige Auditoren erschwert ist. Diese Entscheidung basierte auf einer Untersuchung, die der russischen Invasion in der Ukraine vorausging. Das  European Pellet Council (EPC) hat beschlossen, alle ENplus-zertifizierten Hersteller, Händler und Dienstleister mit Sitz in Russland und Weißrussland zum 15. April zu suspendieren.

Der Krieg in der Ukraine hat auch Auswirkungen auf die Logistik in Europa: Der Bundesverband Güterkraftverkehr, Logistik und Entsorgung (BGL) warnte in der vergangenen Woche, dass mehr als 100.000 ukrainische Lkw-Fahrer zum Kriegsdienst eingezogen werden könnten. Sie machten einen hohen Anteil der Belegschaft in polnischen und litauischen Speditionen aus, die in Deutschland laut BGL-Vorstandssprecher Dirk Engelhardt einen Marktanteil von 20 Prozent haben.