Offener Brief deutscher Kinder- und Jugendbuchverlage

"Die EUDR wird einen kulturellen Kahlschlag für uns bedeuten"

22. Oktober 2024
von Börsenblatt

Die EU-Entwaldungsverordnung hänge wie ein Damoklesschwert über der europäischen Buch- und Verlagsbranche. Die Arbeitsgemeinschaft von Jugendbuchverlagen skizziert düstere Aussichten in einem offenen Brief an Özdemir, Roth und Habeck und fordert, die Richtlinie "nach Machbarkeitskriterien zu korrigieren". 

Die Arbeitsgemeinschaft von Jugendbuchverlagen richtet sich in einem offenen Brief an Kultusministerin Claudia Roth, Umweltminister Cem Özdemir und Wirtschaftsminister Robert Habeck. Darin schreiben sie, dass die EUDR-Verordnung, die nun voraussichtlich zwölf zusätzliche Monate Umsetzungszeit bekommt, "wie ein Damoklesschwert über der deutschen und europäischen Buch- und Verlagsbranche" hänge - "und dies nicht nur wegen des immensen bürokratischen Aufwandes, der allen Marktteilnehmern droht". 

Entlang der gesamten Lieferkette für Buchproduktionen sei es den meisten Partnern bis dato nahezu unmöglich, die Anforderungen umzusetzen. "Bis auf wenige Ausnahmen ist es dem Gros der deutschen, europäischen und außereuropäischen Druckereien nicht möglich, uns Verlagen die geforderten Daten zu liefern. Unabhängig davon ist die digitale Infrastruktur noch in der Entwicklungsphase", beschreibt die AVJ den Status Quo. 

Bis auf wenige Ausnahmen ist es dem Gros der deutschen, europäischen und außereuropäischen Druckereien nicht möglich, uns Verlagen die geforderten Daten zu liefern

Arbeitsgemeinschaft von Jugendbuchverlagen

In Konsequenz würde dies bei Inkrafttreten der EUDR laut AVJ den Zusammenbruch internationaler und nationaler Lieferketten bis in den Buchhandel bedeuten sowie große wirtschaftliche Risiken durch die Unklarheit, was mit Novitäten und Nachauflagen ab Januar 2025 bzw. Januar 2026 geschehen soll, für die aufgrund fehlender Prozesse der EUDR-Nachweis fehlen würde. "Dies kann für kleine und mittlere Unternehmen existenzbedrohend sein", so die AVJ. 

Außerdem würde der internationale Lizenzhandel sowie Ex- und Import erliegen. Auch Lieferungen an große Handelspartner wie die Buchhandelsfilialisten, Barsortimente, Auslieferungen, Spielwarengroßhändler und Onlinehändler ohne EUDR-Nachweise wären unmöglichen. 

Schließlich richten die Jugendbuchverlage ihre Worte direkt an die jeweiligen Minister:innen. 

"Herr Özdemir – die Umsetzung der EUDR in ihrer jetzigen Ausgestaltung wird eine Brandrodung bei allen Branchenteilnehmern zur Folge haben – vom Holzhändler bis zum Buchhändler!

Frau Roth – die EUDR wird einen kulturellen Kahlschlag für unsere so fein und fragil ziselierte Kulturbranche bedeuten!

Herr Habeck – den wirtschaftlichen Schaden werden vor allem mittlere und unabhängige Verlage nicht überleben, gehören diese bereits jetzt zu einer bedrohten Art angesichts steigender Energie- und Produktionskosten und explodierendem bürokratischen Aufwand!"

Abschließend fordern die Jugendbuchverlage die Minister:innen "ihre gemeinsame politische Kraft nachhaltig für die angekündigte Verschiebung von 12 Monaten einzusetzen. Nutzen Sie die Zeit, um die EUDR nach Machbarkeitskriterien zu korrigieren."

Unterzeichnet wurde der Brief von Bernd Herzog als Vorstandsvorsitzender für die Arbeitsgemeinschaft von Jugendbuchverlagen sowie von zahlreichen Verleger:innen von großen bis kleinen Jugendbuchverlagen.