Gastspiel von Kyra Dreher zum Kulturpass

Bitte dranbleiben!

16. Oktober 2024
Redaktion Börsenblatt

Es ist ruhig geworden um den mit ­Pauken und Trompeten gestarteten ­KulturPass. Wird es ihn weiter geben – und in ­welcher Form? Das fragen sich viele. Kyra Dreher plädiert dafür, den ­bisherigen Erfolg nicht aufs Spiel zu setzen.

Foto von Kyra Dreher, Geschäftsührerin der Fachausschüsse im Börsenverein.

Kyra Dreher: Geschäftsührerin der Fachausschüsse im Börsenverein..

Was ist der KulturPass für ein tolles Instrument, den jungen Menschen zu sagen: »Hier hast du 200 Euro (vergangenes Jahr) oder 100 Euro (jetzt), kauf dir Bücher, Kino-, Konzert- oder Festivaltickets etc., egal was, deine Entscheidung; geschenkt!« 

Mit Blick auf die sehr guten Erfahrungen unserer europäischen Nachbarn sind wir als Buchbranche Mitte 2023 voller Tatendrang und mit Trommelwirbel in dieses Pilotprojekt der Bundesregierung eingestiegen. Natürlich gab es zum Start auch Bedenken: »Können wir ebenso gute Erfahrungen machen wie die Kolleg:innen in Frankreich? Werden Bücher nicht doch schnell hinter Kinotickets landen? Werden sich die 18-Jährigen wirklich registrieren, trotz eID? Wird die App halten, was sie verspricht?«

Derlei Fragen sind völlig normal zu Beginn eines Großprojekts, und sie sind wichtig, um nachzusteuern.

Die Bilanz bis dato: knapp drei Millionen individuelle Nutzungen (Reservierungen), knapp 40 Millionen Euro Umsatz; 40 Prozent der 18-Jährigen, die im Pilotjahr ihr Budget freischalteten. Bücher auf Platz 1, und das mit Abstand zu allen anderen Angeboten – sowohl nach Absatz als auch nach Umsatz! Dank des stetigen Einsatzes der Buchhändler:innen bei der Bewerbung und Vermittlung des KulturPasses, dank vieler Verlage und Branchenakteure und dank des beflügelnden #BookTok-Hypes.

Ein Kahlschlag seitens der Koalitionsparteien wäre ein verheerendes Signal.

Kyra Dreher

Tief hängende Früchte

Ein beachtlicher Erfolg angesichts der Tatsache, dass der zarte Setzling KulturPass, der nicht weniger will als einen niedrigschwelligen Zugang zu Kultur und kultureller Teilhabe zu schaffen, erst vor 16 Monaten in den Boden kam. Er hat Wurzeln geschlagen und wächst. Je mehr er dies tut, desto weiter wird bekannt: Da hängen die saftigen Früchte und sie hängen tief!

Aber das geschieht bekanntlich nicht ohne Zutun. Bei einem Bäumchen spräche man von Schnittmaßnahmen, Dünger, Bodenpflege und Bewässerung. Konkrete Vorschläge und Ideen zur Hege und Pflege gibt es genügend. Ohne Geld werden sie nicht fruchten. Geld, das im zu bereinigenden Bundeshaushalt aktuell noch nicht zur Verfügung steht. Ein Kahlschlag seitens der Koali­tionsparteien wäre ein verheerendes Signal. Für die Kulturschaffenden und Kulturorte, aber vor allem für die jungen Menschen: für ihren Zugang oder Wiedereinstieg in die vielfältige Welt der Bücher und des Lesens und für ihre Teilhabe am kulturellen Leben. In Frankreich und anderen Ländern mit Kulturpass wurde das erkannt. Dort gehört er zum festen Repertoire der politischen Agenda.

Das kann auch hierzulande gelingen. Mit dem täglichen Engagement der Buchhändlerinnen und Buchhändler und aller Kulturschaffenden. In Kürze werden wir wissen, ob und wie. Bis dahin heißt es: Bitte dranbleiben!