Wie Katharina E. Meyer, Vorsitzende der Kurt-Wolff-Stiftung und Merlin-Verlegerin, in einem Gastbeitrag in der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" für ein breites Publikum deutlich macht, haben kleine, unabhängige Verlage mit den Strukturveränderungen, Konzentrationsprozesse und dem veränderten Einkaufsverhalten in der Buchbranche besonders zu kämpfen. Den wirtschaftlichen Druck spüren dabei nicht nur junge, unabhängige Verlage, sondern auch immer mehr etablierte Verlage wie etwa Reprodukt und Nautilus, die sich zuletzt vor allem durch Crowdfunding-Projekte - und damit private Spendengelder - aus der wirtschaftlichen Schieflage retten konnten.
"Müssen wir uns im Kulturland Deutschland daran gewöhnen, dass Verlage, die die Literatur fördern, indem sie unbekannten Autorinnen und Autoren eine Stimme geben, und die seit Jahren durch Buchveröffentlichungen zu Themen wie Freiheit der Kunst, §175, §218, Prekariat, Migration, Gleichberechtigung, Kolonialismus, Politischer Islam, Diversität die Gesellschaftsdebatten anstoßen und begleiten, auf die Unterstützung privater Spender angewiesen sind, um ihre demokratiestärkende Arbeit fortzusetzen?", fragt sich Meyer in ihrem Gastbeitrag in der "FAZ", der auch auf der Website der Kurt-Wolff-Stiftung veröffentlicht ist.
Sie bemängelt außerdem, dass sich in Gesprächen mit Politikern auf vielen Ebenen zeigen würde, dass eine "bemerkenswerte Unkenntnis" darüber herrsche, wie die Buchindustrie funktioniere, und welcher ethische Anspruch sie seit jeher antreibe und welche wirtschaftliche Risiken gerade unabhängige Verleger auf sich nehmen würden, um Bücher zu verlegen.
Kein Verständnis hat Katharina E. Meyer dafür, dass immer wieder zu hören sei, dass die Mittel für eine strukturelle Verlagsförderung nicht verfügbar seien, wenn die Games-Industrie - und damit ein anderer Bereich der Kreativwirtschaft - für die Jahre bis 2026 einen Förderzuwachs von 100 Millionen Euro bekomme. Die Buchbranche erhalte aktuell rund 4 Millionen Euro jährlich, davon gehen 2,45 Millionen Euro für den Buchhandlungs- und Verlagspreis drauf.
"Man darf die Kulturbereiche nicht gegeneinander ausspielen. Aber man muss diskutieren, ob die Förderung der Buchbranche angesichts der aktuellen kulturellen und gesellschaftspolitischen Herausforderungen noch ausreicht", so Meyer. Die Resilienz, das Selbstverständnis der Verlage, die das Buch als Medium des gesellschaftlichen Diskurses immer wieder neu beleben, die Bereitschaft in kleinen Verlagen, sich der Sache wegen selbst auszubeuten, würde die Regierung nicht ihrer Verantwortung entbinden.