"Präsent sein ist wichtig"
Weil der Online-Anteil im Handel stetig steigt, wird ein eigener Webshop immer wichtiger. Maike Michelis sagt, worauf es dabei ankommt – und was sich noch verbessern lässt.
Weil der Online-Anteil im Handel stetig steigt, wird ein eigener Webshop immer wichtiger. Maike Michelis sagt, worauf es dabei ankommt – und was sich noch verbessern lässt.
Als gelernte Buchhändlerin habe ich mich schon früh für das Thema Digitalisierung interessiert. Während der Corona-Pandemie erhielt das Thema dann eine Aktualität, die mich dazu bewogen hat, neben meiner Arbeit als Vertreterin für dtv eine Ausbildung zur Fachwirtin für E-Commerce am mediacampus frankfurt zu absolvieren.
Die Erfahrung zeigt, dass die Umsatzkurve in Buchhandlungen mit Webshops steil nach oben geht. Nach der Corona-Pandemie, die in dieser Beziehung ein Booster war, gab es zwar einen kleinen Rückgang, aber insgesamt ist die Tendenz deutlich steigend. Eine Studie der Uni Regensburg prognostiziert, dass 2026 jeder vierte Euro im Online-Einzelhandel umgesetzt wird. Zum Vergleich: Der aktuelle Online-Anteil des Buchhandels liegt heute schon bei rund 27 Prozent. Es lohnt sich also auch für kleine Buchhandlungen, mit einem Onlineshop präsent zu sein. Ein wichtiger Punkt ist die Erreichbarkeit: Der Webshop ist 24/7 offen. Weitere Aspekte sind, dass die Kund:innen die Ware nach Hause geliefert bekommen, dass sie Zeit und eventuell auch Kosten sparen – und schließlich, dass sie online verschiedene Buchausgaben miteinander vergleichen können, die nicht alle im Laden vorrätig wären. In Regionen ohne stationäre Einkaufsmöglichkeit ist ein Onlineshop ohnehin unverzichtbar. Das Feld darf man nicht nur Amazon überlassen.
Man muss natürlich Zeit investieren, um den eigenen Webshop zu individualisieren und die wichtigen Informationen immer aktuell zu halten. Vor allem geht es aber darum, einen Mehrwert herauszuarbeiten, der meinen Onlineshop von anderen unterscheidet und den Kund:innen das Argument liefert, zu mir zu kommen. Was kann ich bieten, was andere nicht haben? Das können zum Beispiel Rezensionen der Mitarbeiter:innen oder Themenlisten sein – oder auch die Möglichkeit, online Gutscheine einzulösen. Ein ganz wichtiger Punkt ist zudem die Verbindung des stationären Geschäfts mit den Online-Aktivitäten. Es geht immer darum, die Kund:innen nicht aus den Augen zu verlieren, ganz gleich, wo sie sich gerade aufhalten.
Grundsätzlich halte ich es für sehr wichtig, dass eine Buchhandlung auf möglichst vielen Kanälen Präsenz zeigt und im Idealfall miteinander verknüpft. Vor allem bei den Social-Media-Plattformen ist es meines Erachtens unbedingt notwendig, diese mit einer Online-Bestellmöglichkeit zu verknüpfen. Multichanneln heißt ja: Die Kund:innen online bei keinem Schritt aus den Augen zu lassen – auch wenn dafür im Alltag wahrscheinlich die Kapazitäten fehlen. Dennoch sollten die Buchhandlungen in ihrem Rahmen alles tun, was nötig ist, um online präsent zu sein.
Ein Onlineshop, der mir richtig gute Laune macht, ist plantsome, ein Anbieter für Zimmer- und Outdoorpflanzen sowie Gartenzubehör. Die Optik ist einladend und die Produktinformation ist sehr übersichtlich und mit Icons gestaltet, die für rasche Orientierung sorgen. So kann man bei jeder Pflanze zum Beispiel sofort sehen, ob sie für Katzen geeignet ist. Außerdem findet man viele Pflege- und Behandlungstipps auf der Seite, etwa bei braunen Blättern. Was die Website auszeichnet, ist nicht nur der Zusatzcontent, sondern auch die unterhaltsame Art, in der die Kund:innen angesprochen werden.
Das ist auf jeden Fall das Thema Bewertungen und Empfehlungen. Man kennt ja den Algorithmus bei Amazon "Kunden, die diesen Artikel angesehen haben, haben auch angesehen". Die Kund:innen erwarten Orientierung, was ja zum Alltagsgeschäft jedes Buchhändlers gehört. Man muss es nur analog und online entsprechend sichtbar machen, vor allem dann, wenn es sich um echte Kundenbewertungen handelt, die im Laden oder im Webshop abgegeben wurden. Einfach umzusetzen ist das für Buchhändler:innen allerdings nicht – auch, weil es die Online-Shops manchmal technisch gar nicht hergeben.
Damit lässt sich eine Menge anfangen, und Onlineshops können so auch leicht umgesetzt werden. Aber es gibt sowohl bei den Anbietern als auch bei den Nutzer:innen Entwicklungspotenzial. Im Buchhandel werden die Shops noch nicht so genutzt, wie man sie nutzen könnte. Deshalb kann ich allen Buchhändler:innen nur empfehlen, sich die Webshop-Tabelle von IGUS und IG Digital anzuschauen – und am besten gleich auszudrucken, dann hat man alles auf einen Blick. Aber auch der Zwischenbuchhandel sollte weiter an den Shops arbeiten und User Experience und Funktionalität optimieren, damit die Buchhandelsshops mit den anderen Online-Angeboten im Netz mithalten können.
der IG Unabhängiges Sortiment und der IG Digital finden Buchhändler:innen hier: www.boersenverein.de/webshop.
Ein weiterer Beitrag zum Thema folgt.