Porträt Comiczeichner Matthias Lehmann

"Comics zeichnen ist ein einsames Geschäft"

27. April 2023
Nils Kahlefendt

Auch auf der Leipziger Buchmesse sind Mangas und Comics ein großes Thema. Ein Comic-Künstler hat hier Heimvorteil und stellt sein jüngstes Werk vor: Matthias Lehmann.

Matthias Lehmann

Wer hier eintritt, lasse alle Hoffnung fahren: Das Treppenhaus könnte eine sachlich-urbane Version von Dantes Hölleneingang sein; an einer Glastür klebt noch das Schild einer Anwaltspraxis. Doch statt Leitz-Ordnern und Posteingangskörbchen stehen Rechner und Zeichenutensilien in den Räumen. Der schmucklose Bau, nur einen Steinwurf entfernt vom Connewitzer Kreuz und der Kulturfabrik Werk 2, ist die perfekte Tarnung für die Ateliers einiger der derzeit spannendsten deutschsprachigen Comiczeichnerinnen und -zeichner. 

Anna Haifisch arbeitet hier, Max Baitinger – und seit einem knappen Jahr auch Matthias Lehmann, den es aus Plagwitz in die Leipziger Südvorstadt gezogen hat. Die 2021 gestartete Snail Eye Cosmic ­Comic Convention, ein neues Festival mit Epizentrum im Kolonnadenviertel, eine Ausstellung für Haifisch im Bildermuseum 2022, der Comicbuchpreis der Leibinger Stiftung 2020 für Baitingers Graphic Novel über die Barockdichterin Sibylla Schwarz (erschienen 2022) und blendende Feuilleton-Kritiken für Lehmanns Comicdebüt »Parallel« (Reprodukt, 2021), eine schon fast altmeisterlich ausgeführte, ziegelsteindicke Graphic Novel über ein schwules Leben in beiden Nachkriegsdeutschländern ... Leipzig hat ­Berlin als deutsche Comic-Hauptstadt natürlich noch nicht abgelöst. »Aber«, so sagt Matthias Lehmann auf einer durchgesessenen Atelier-Couch und lässt ein Grinsen unter der Basecap ahnen, »hier scheint gerade etwas zu gehen.« 
 

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