Es ist vor allem von großer Bedeutung für die Literaturszene, denn in repräsentationspolitischer Hinsicht ist diese Preisverleihung ein wichtiger Akt. Sie zeigt, dass nonbinäre Personen im Literaturbetrieb nicht nur arbeiten, sondern auch für ihre Arbeit mit etablierten Preisen ausgezeichnet werden (können). Es ist vor allem auch ein Akt, der Queers Mut macht, weiterzuschreiben, weiterzukämpfen.
Es ist ein großer Erfolg für die deutschsprachige Literatur und für queere Sichtbarkeit. Und zugleich erfordert dieser Erfolg den kritischen Blick, denn eins sollte nicht vergessen werden: Kim und DuMont haben die queere Literatur nicht erfunden! Es gibt Verlage, die seit Jahrzehnten queere Literatur veröffentlichen, die aber von Medien und Kritik nie wahrgenommen wurden. Diese Verlage, aber vor allem die Autor*innen, sollte man mitdenken in dieser neuen, queeren Sichtbarkeit.
Die Buchbranche, insbesondere Verlage, sollten das Ereignis zum Anlass nehmen, ihre eigenen Werthorizonte für ihre Buch- oder Literaturveranstaltungsprogramme zu diskutieren. Erst intern, dann ihre Haltungen offen legen. Dazu gehört auch, die Frage nach der Rolle von Geschlecht in Literatur und literarischen Inszenierungen in Medien und Branchenpolitik. Es wäre eine einmalige Chance, auch Leser*innen zu überzeugen, dass aller Hass gegen jene, die von sozialen Normen abweichen, immer mit Sprache beginnt.