Zeitreisen für Spezialisten
Film, Auto, Rundfunk: Diese Novitäten fächern besondere Themen im historischen Überblick auf.
Film, Auto, Rundfunk: Diese Novitäten fächern besondere Themen im historischen Überblick auf.
Wie aus motorgetriebenen Kutschen Fahrzeuge in Massenfertigung wurden, schildert der Ingenieur und Automobilhistoriker Peter Kirchberg in seiner umfangreichen und gründlichen Darstellung. Vor allem die Entwicklung von Antriebstechnik, Fahrzeugarchitektur und Automobilbau stehen im Mittelpunkt – belegt durch zahlreiche technische Zeichnungen und Fotografien, die aus Unternehmensarchiven, aber auch aus Kirchbergs eigener Sammlung stammen. Interessantes Detail: Schon zu Beginn des 20. Jahrhunderts waren Elektroantriebe sehr gefragt, auch für Zustellfahrzeuge der Post. Allerdings stieß dieses Konzept seinerzeit an Grenzen, die erst durch heutige E-Mobil-Technik überwunden werden konnten. Ein materialreiches Buch und ein Fundus für alle Auto-Interessierten.
Was chinesisches Denken seit den Anfängen ausmacht und wie es sich von der abendländischen Philosophie unterscheidet, erfährt das interessierte oder sinologisch vorgebildete Lesepublikum in dieser einzigartigen Ideengeschichte, die durch die Übersetzung des Germanisten und Chinakenners Ulrich Forderer ins Deutsche noch gewonnen hat – wie die in Paris lehrende Autorin in ihrem Vorwort schreibt. Jedem, der sich mit den archaischen Wurzeln des chinesischen Denkens, seinen antiken Ausprägungen (Konfuzius, Menzius), der Zeit nach der Integration des Buddhismus und weiter bis ins 20. Jahrhundert beschäftigen will, sei dieser »Grundriss« dringend empfohlen. Neben der Darstellung verfügt er über alle Apparate, die eine Fachpublikation aufbieten kann.
Fachbücher müssen nicht trocken oder spannungsarm sein. Das zeigt schon der herzerfrischende Einstieg dieser Filmgeschichte, in der uns der Autor auf eine »intensive Entdeckungsfahrt«, eine »200 Jahre umspannende Zeitreise« mitnehmen will. Nach einem Auftaktkapitel, in dem Vorläufer des Films geschildert werden, widmet Willem Strank jedem Jahrzehnt seit Beginn des 20. Jahrhunderts ein eigenes Kapitel. Es werden jeweils deutsche und internationale Entwicklungen beschrieben, je nach filmhistorischer Bedeutung. Jedes Kapitel schließt mit wichtigen Stichwörtern für den jeweiligen Zeitabschnitt und mit Tipps für Filme, die man gesehen haben muss. Eine lohnende, immer inspirierende Darstellung.
Die vierte Auflage der »Deutschen Rundfunkgeschichte« von Konrad Dussel ist in weiten Teilen unverändert geblieben. Neue Akzente setzt der Autor jedoch im Hinblick auf Forschungslücken und die veränderten Angebotsformen in Rundfunk und Fernsehen, vor allem im Internet. Audiotheken, Mediatheken, Podcasts und Streamingportale haben ein neues Ökosystem geschaffen, das sich mit den klassischen Sende- und Nutzungsgewohnheiten nicht mehr deckt. Als Desiderate der Forschung nennt Dussel den privaten Funk in Radio und Fernsehen sowie die Arbeit der Landesmedienanstalten, über die wenig bekannt ist.
Der Historiker und Publizist Michael Wolffsohn erzählt seine »andere jüdische Weltgeschichte« anhand von Schwerpunktthemen, die das Judentum bis heute prägen und das Bild der Juden in der öffentlichen Wahrnehmung bestimmen. Dazu gehört neben der Frage, wer und was mit »den Juden« gemeint ist, die Rolle der Biologie, der Geografie, der Religion und Theologie, des Rechts und der Körperlichkeit im Judentum. Ein Kapitel ist zudem dem Antisemitismus gewidmet. Jedes Thema wird von den Anfängen bis in die Gegenwart skizziert. Die lockere, pointierte Anordnung des Stoffs macht dieses fachlich fundierte Buch zu einer geeigneten Lektüre für ein breiteres Publikum.