Eine bessere Streitkultur, bitte!
Die Woche der Meinungsfreiheit ist vorbei. Hat sie das erhoffte Echo gefunden? Peter Kraus vom Cleff, Hauptgeschäftsführer des Börsenvereins, über seine Bilanz 2023 – und die "Learnings" für 2024.
Die Woche der Meinungsfreiheit ist vorbei. Hat sie das erhoffte Echo gefunden? Peter Kraus vom Cleff, Hauptgeschäftsführer des Börsenvereins, über seine Bilanz 2023 – und die "Learnings" für 2024.
Ja, das hat sie. Wir befinden uns noch mitten in der Auswertung, gehen aber davon aus, dass wir die Reichweite der Aktionswoche noch einmal deutlich gesteigert haben. Entscheidend ist noch etwas anderes: Wir konnten hervorragende neue Kooperationspartner in unserem Bündnis begrüßen und somit neue Zielgruppen erreichen. Mit unseren diesjährigen Veranstaltungsformaten, wie dem Auftakt in der Frankfurter Paulskirche und der Matinee im Maxim-Gorki-Theater, haben wir sehr öffentlichkeitswirksame Schlaglichter gesetzt. Außerdem konnten wir ein breites Themenspektrum bespielen: vom gesellschaftlichen Zusammenhalt über die Ukraine bis hin zum Gedenken an 90 Jahre Bücherverbrennungen in Deutschland.
Wir haben den einmalig späteren Termin der Messe in diesem Jahr genutzt, um unmittelbar vor der Woche der Meinungsfreiheit in Leipzig das Thema in den Mittelpunkt zu rücken und der Branche unsere Kampagne zu präsentieren. Und das ist voll aufgegangen. Sowohl auf dem Messegelände als auch in der Stadt waren die Kampagnenmotive sehr präsent. Die Diskussion mit Gerd Koenen und Harald Welzer über unseren Umgang mit dem russischen Angriffskrieg auf die Ukraine im Forum Offene Gesellschaft fand sowohl medial als auch seitens des Publikums große Beachtung.
Die sehe ich in der starken Polarisierung der Gesellschaft. In den Medien, den klassischen wie in Social Media, erregen sich die Diskussionen sehr schnell. Die Zeit, zuzuhören, Argumente abzuwägen, empathisch zu handeln und überlegt zu antworten, nehmen sich immer weniger Menschen. Das spaltet gesellschaftlich und erschwert den Zusammenhalt. Hier sehe ich eine große Aufgabe im Miteinander, das Streiten im positiven Sinne neu zu lernen.
Die größte Gefahr sehe ich in der Polarisierung der Gesellschaft.
Peter Kraus vom Cleff, Hauptgeschäftsführer des Börsenvereins
Ich empfand es als großes Privileg, mit Irina Scherbakowa und Herta Müller zwei Nobelpreisträgerinnen zu treffen und gemeinsam mit ihnen für Demokratie und Freiheit einzutreten. Genauso schön war es zu sehen, wie viele Buchhandlungen und Verlage sich, ganz unabhängig von ihrer Größe, für unsere Sache eingesetzt haben. Das Engagement für eine freie und bewusste Gesellschaft verbindet und bringt viele Menschen zusammen.
In der Tat war das eine krönende Nachricht, die wir in tiefer Verbundenheit mit Tsitsi sehr erleichtert gehört haben. Unsere enge Zusammenarbeit mit dem PEN während der Woche der Meinungsfeiheit und darüber hinaus konnte auch hier hoffentlich eine kleine Unterstützung bewirken.
Aber sicher! Wir hatten in diesem Jahr mit der Crespo Foundation und der Polytechnischen Gesellschaft erstmals Förderer der Woche der Meinungsfreiheit an der Seite. Diese Art der Kooperation möchten wir verstetigen und vertiefen. Ebenfalls freuen wir uns über die Fortsetzung der erfolgreichen Zusammenarbeit mit der Frankfurter Agenturallianz, die von Anfang an als Mit-Initiatorin der Kampagne dabei ist. Die Aktionswoche ist dafür gemacht, gemeinsam mit anderen Institutionen zu agieren und möglichst viele Synergien zu bilden. Dafür möchten wir uns weiter starkmachen.