Vorwurf kolonialer Stereotypen

Ravensburger stoppt Winnetou-Titel

22. August 2022
Redaktion Börsenblatt

Nach einem Shitstorm auf Social-Media-Kanälen hat der Ravensburger Buchverlag entschieden, die Auslieferung der Titel zum aktuellen Kinofilm "Der junge Häuptling Winnetou" zu stoppen und sie aus dem Programm zu nehmen.

"Euer Feedback hat uns deutlich gezeigt, dass wir mit den Winnetou-Titeln die Gefühle anderer verletzt haben", schreibt Ravensburger auf seinem Instagram-Account. "Das war nie unsere Absicht und das ist auch nicht mit unseren Ravensburger Werten zu vereinbaren. Wir entschuldigen uns dafür ausdrücklich." Die Redakteur:innen von Ravensburger beschäftigten sich intensiv mit Themen wie Diversität oder kultureller Aneignung, diskutierten die Folgen für das künftige Programm und überarbeiteten Titel für Titel das bestehende Sortiment, zögen auch externe Fachberater zu Rat oder setzten "Sensitivity Reader" ein, die Ravensburger-Titel "kritisch auf den richtigen Umgang mit sensiblen Themen prüfen", so der Verlag. "Leider ist uns all das bei den Winnetou-Titeln nicht gelungen. Die Entscheidung, die Titel zu veröffentlichen, würden wir heute nicht mehr so treffen. Wir haben zum damaligen Zeitpunkt einen Fehler gemacht und wir können euch versichern: Wir lernen daraus!"

Gegenstimmen: "Welches Buch wird als nächstes dran sein?"

Zu der Entscheidung des Verlags, die Titel zurückzuziehen, gibt es umgehend Gegenstimmen, dass Ravensburger vor "einem Trüppchen woker Internetaktivisten" einknicke. "Angeblich wäre sowohl Film und Buch rassistisch, Karl Mays Werke ja sowieso, es würde der Kolonialismus verherrlicht und Völkermord verharmlost, es wäre mal wieder alles kulturelle Aneignung, böses Redfacing, bööööses Indianerwort etc. pp.", schreibt auf Facebook etwa die ehemalige Buchhändlerin Silvia Krautz, die Mitglied des Fördervereins im Karl-May-Museum Radebeul ist. "Auch das Buch zu verbrennen wird einmal gefordert. Wo kommen wir denn hier langsam hin mit dem Buchmarkt, wenn ein so großer Verlag sich von so einem Shitstürmchen, das nicht ein einziges Mal seine Vorwürfe belegen kann, beugt? Welches Buch, welcher Verlag wird denn als nächstes dran sein?"