Nach Kritik an KI-Cover

Illustration: Oetinger schließt Nutzung generativer KI-Tools aus

25. Oktober 2024
Charline Vorherr

Nach Kritik für die Nutzung von Midjourney bei der Covergestaltung von Kirsten Boies Skogland-Serie reagiert der Oetinger Verlag mit einem deutlichen Statement: Für die Zukunft schließt er die Nutzung generativer KI-Tools bei Illustrationen aus. Die KI-Kritik betreffe eine sehr grundsätzliche Frage.

Nachdem Illustratoren wie Patrick Wirbeleit und Michael Mantel den Verlag Oetinger auf Instagram für die Nutzung des KI-Tools Midjourney für die Covergestaltung der Skogland-Serie (Kirsten Boie) kritisiert haben, meldet sich der Verlag mit einem klaren Statement. Die aktuelle KI-Kritik betrifft aus Sicht des Verlags eine grundsätzliche Frage: "Können KI-Tools menschliche Kreativität ersetzen?" 

"Wir glauben nein. KI kann und darf menschliche Kreativität niemals ersetzen. Wir sehen es als unsere Aufgabe, die Urheberrechte der Kreativen zu verteidigen und zu schützen", so Oetinger. Die Verlagsgruppe erklärt, dass man die Cover von Boies Skogland-Serie habe neugestalten lassen, weil der neue Band "Skogland brennt" sich an ein älteres Publikum richte als die ersten beiden Bände. Für Jugendbuchcover arbeite man in der Regel mit Grafikagenturen zusammen, die auch Fotos nutzen, Grafikprogramme oder inzwischen auch KI-Tools. Die KI-Nutzung habe man dabei transparent gemacht. 

Doch: "Die Reaktionen auf das Skogland-Cover haben uns erschüttert und dazu bewogen, in Zukunft bei der Beauftragung von Illustrationen (sei es durch eine Agentur oder eine Illustrator:in), die Nutzung generativer KI-Tools auszuschließen." 

 

Zuvor gab es Kritik an der Stiftung Lesen:

Die Kritik der Illustrator:innen an Oetinger ist vor dem Hintergrund einer größeren Debatte um die beruflichen, politischen und ethischen Konsequenzen generativer KI zu sehen, insbesondere im Bereich Illustration. Patrick Wirbeleit und viele andere Illustrator:innen hatten zuletzt die Stiftung Lesen scharf dafür kritisiert, dass die Illustrationen für die Social-Media-Kampagne "#MachmitLiesvor" mit Hilfe von Künstlicher Intelligenz erstellt wurden. 

Der Berufsverband Illustration Organisation, der rund 3.000 Mitglieder vereint, hatte die Kampagne in einem offenen Brief an die Stiftung Lesen als "Schlag ins Gesicht aller Urheber:innen" bezeichnet. "Nicht nur, dass diese Ihren Stiftungsauftrag, die Leseförderung, ad absurdum führt. Denn auch Bilder sind eine Sprache – eine nuancierte, ausdrucksstarke, vielschichtige Sprache, die eine eigene Botschaft trägt und mitgelesen wird. Wichtig gerade und vor allem bei der Zielgruppe Kinder. Eine pointierte Botschaft, die daher – wie auch Text – nur von professionellen Autor:innen erschaffen werden kann: Illustrator:innen, die mit emotionalen, motivierenden Bildern die gerade bei Erstlesenden so wichtige Ansprache, Begeisterung und Neugier wecken können."

Der Kampagne habe das fehlende Verständnis der Stiftung Lesen für die "enorme visuelle Leistung, die Illustrator:innen im Zusammenfassen, Vermitteln und Zugänglichmachen von Inhalten gerade für Menschen mit geringer Lesekompetenz erbringen", offengelegt. Kritisiert wurde darüber hinaus die fehlende Wertschätzung gegenüber Urheber:innen und Solidarität "mit Kreativschaffenden, auf deren Output Ihr Engagement beruht" sowie fehlendes "Gespür für die moralischen Implikationen der Nutzung von KI-generierten Bildern". 

Hier geht es zum Offenen Brief.

Einen Tag nach dem Offenen Brief reagierte die "Stiftung Lesen" auf Facebook:

"Ein Teil der Kampagne waren Bilder, bei deren Erstellung wir uns von KI haben unterstützen lassen. Dass das nun der Anlass dazu war, dass sich eine gesamte Branche in den Rücken gefallen fühlt, war nicht unser Ziel", heißt es in der Statement. "Dass es dennoch so empfunden wurde, tut uns sehr leid und in diesem Punkt hätten wir sensibler sein können. Die Emotionalität mit Blick auf die Diskussion haben wir so nicht erwartet, da es uns selbst nie in den Sinn gekommen ist, dass Illustrator:innen austauschbar wären. Für uns sind Illustrator:innen sicherlich nicht ersetzbar – denn wir lieben Kinderbücher und gute Comics und das sagen wir auch bei jeder Gelegenheit und zeigen es mit unserer Arbeit." 

Daher habe sich die Stiftung Lesen entschlossen, die für die Kampagne gewählten KI-Motive nicht mehr weiter zu nutzen. Anders als bei Oetinger war aber bei der Stiftung bislang keine Rede davon, generative KI bei Illustrationen auch für die Zukunft auszuschließen.