Aus Text mach Bild
Künstliche Intelligenzen verwandeln Texte in Bilder: Diese Möglichkeit setzt bereits jetzt Veränderungen in der Verlagswelt in Gang. Ein Status-quo-Bericht mit Ausblick.
Künstliche Intelligenzen verwandeln Texte in Bilder: Diese Möglichkeit setzt bereits jetzt Veränderungen in der Verlagswelt in Gang. Ein Status-quo-Bericht mit Ausblick.
Im renommierten Mauritshuis-Museum in Den Haag hängt "A Girl with glowing Earrings": ein Bild, das der Fotograf Julian van Dieken und eine KI in Anlehnung an Vermeers "Mädchen mit dem Perlenohrgehänge" geschaffen haben. Im Kunstmuseum Stuttgart setzt sich noch bis 21. Mai die Ausstellung "Shift. KI und eine zukünftige Gemeinschaft" mit Installationen und digitalen Arbeiten auseinander, die von künstlichen Intelligenzen kreiert wurden. In der Welt der Kunst ist die KI angekommen.
Im Verlagswesen ist sie es, weltweit betrachtet, auch schon. Allerdings mit zwei Geschwindigkeiten: Im europäischen und amerikanischen Raum wähnen Verlage einen realen Einsatz von KI noch in einer mittelfristigen Ferne, wollen sich damit befassen und die Grauzone der jeweiligen Urheberrechte näher beleuchten; so war es auf der internationalen Jugendbuchmesse in Bologna zu beobachten. Verlagsmitarbeiter:innen aus dem asiatischen Raum stellen nüchterner fest, dass Verlage längst gezielt mit KI experimentieren. In Südkorea denken Autor:innen zum Beispiel darüber nach, ihre eigenen Geschichten mit einer KI, die Sätze in Bilder umwandelt, illustrieren zu lassen; Verlage tun dies ebenso. Und bei Amazon sind bereits mehr als 200 Bücher gelistet, bei denen ChatGPT als Autor oder Mitautor genannt ist.
In Bologna hatte Daysk-Mitbegründer Julien Pailer im "Illustrators Survival Corner" KI-Ergebnisse präsentiert, etwa zum Auftrag "Zeichne einen kleinen Prinzen und einen Fuchs". "Man staunt: So schlecht waren die sehr unterschiedlichen Illustrationen nicht", meint Renate Reichstein, Literaturagentin von BildundWort und frühere Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft von Jugendbuchverlagen. Auch ihr Eindruck ist, dass die Verlage größtenteils noch nicht realisiert haben, wie schnell sie sich dem Themenkomplex KI stellen müssen: "Die KI steht nicht vor der Tür, sie steht schon in der Tür."
In einem von den Autori di Immagini organisierten Podium wurden Fragen diskutiert: "Ist KI der Tod der Kunst oder der Beginn einer komplett neuen Illustrationsindustrie? Wird mit KI alles schneller, einfacher, billiger? Wird KI alte künstlerische Bereiche und Techniken okkupieren oder neue schaffen?", fragte Nurgül Senefe, Präsidentin der Turkish Illustrators Platform und Board-Mitglied des European Illustrators Forum EIF. "KI wird unser Berufsleben verändern", sagte sie den mehr als 50 anwesenden internationalen Illustrator:innen, "die Möglichkeiten, die in KI stecken, lassen uns in ökonomischer Hinsicht erzittern." Entscheidend sei, mit welcher Einstellung man als Illustrator:in herangehe. "Letztlich sind Sie Herr über diese Möglichkeiten, vielleicht können Sie mithilfe von KI-Tools noch kreativer werden", machte sie Mut, und: "AI is not a creator – you are the creator."
Sie wollen diesen Plus-Artikel weiterlesen?
Dafür benötigen Sie ein Benutzerkonto sowie ein Abonnement!