Der Buchblog-Flaneur: Zehn Leseempfehlungen aus dem März 2025

Eine Entdeckungsreise - Von bekannten Welten und unvollendeten Buchreihen

27. März 2025
Redaktion Börsenblatt

Blogger Uwe Kalkowski, besser bekannt als "Der Kaffeehaussitzer", flaniert monatlich durch die Buchblogs und stellt besprochene Titel vor. Hier kommt seine Netzauslese für den Monat März.

Uwe Kalkowski

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Es ist aber auch gleichzeitig eine Einladung, sich selbst aufzumachen und auf Entdeckungsreise zu gehen.

Uwe Kalkowski

Auf der Suche nach Buchtipps, Literaturempfehlungen oder Texten zur Buchbranche streife ich durch die bunte Welt der Literaturblogs und bin immer wieder begeistert von der Vielfalt, die dort zu finden ist. In dieser Kolumne stelle ich jeden Monat zehn Textfundstücke vor, die mir besonders gut gefallen haben. Das kratzt natürlich nur an der Oberfläche der Buchblog-Landschaft, ist aber auch gleichzeitig eine Einladung, sich selbst aufzumachen und auf Entdeckungsreise zu gehen. 

Apropos Einladung: Im Blog Binge Reading & More sind wir eingeladen zu einer literarischen Weltreise. Die Idee: Bloggerin Sabine Delorme wählt per Zufallsgenerator ein Land aus, stellt ein Buch aus diesem Land vor, empfiehlt weitere Lektüren, einen Film, eine Band oder manchmal auch ein typisches Gericht zum Nachkochen. Die Reihe läuft schon eine ganze Weile, der aktuelle Blogbeitrag führt uns nach China. Ein spannendes Projekt. 

Im Blog Bücherbriefe schaut sich Blogger Eugen Tews "Die Farbe der Rache" von Cornelia Funke genauer an; ein Buch, mit dem die Autorin nach 16 Jahren in ihre Tintenwelt zurückkehrt. Kann das gelingen? 

Das freut mich nicht nur als Mitarbeiter des Eichborn-Verlags, in dem der Roman erschienen ist, sondern vor allem als Leser, der bei der Lektüre ähnliche Vibes gespürt hat.

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Stefan Härtel bespricht in seinem Blog Bookster HRO den Roman »Die Fletchers von Long Island« von Taffy Brodesser-Akner und kommt zu folgendem Fazit: "'Die Fletchers von Long Island' ist genau das, was ich einen amerikanischen Familienroman nenne, und ich freue mich sehr darüber, dass ich durch dieses Buch wieder jenen alten Irving-Vibe spüren konnte, den ich schon lange nicht mehr hatte." Das freut mich nicht nur als Mitarbeiter des Eichborn-Verlags, in dem der Roman erschienen ist, sondern vor allem als Leser, der bei der Lektüre ähnliche Vibes gespürt hat. 

"Ich schätze Bücher und allgemein erzählende Medien dafür, dass sie mich unterhalten, mich bilden oder mir intellektuelle Anregung geben. Wenn ein Buch es aber schafft, dir das Gefühl zu geben: 'Ich verstehe dich', dann weißt du, dass du etwas Wichtiges und Kostbares vor dir hast. Genau so ein Buch ist ›Die erste halbe Stunde im Paradies‹ von Janine Adomeit für mich." So beginnt Sabine Friedrich in ihrem Blog Antiheldin eine Rezension - was für ein starker, Neugier weckender und gleichzeitig persönlicher Einstieg. 

Der Band 'Altern' von Elke Heidenreich. Ich weiß nicht, ob und wie mir das Buch vor dreißig Jahren gefallen hätte, als das Thema noch weit entfernt schien, aber nun kommt es genau zum richtigen Zeitpunkt, denn die Jahre rasen dahin.

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Leidenschaft für besondere Bücher

Eine begeisterte Buchbesprechung gibt es im Blog intellectures. Dort stellt Thomas Hummitzsch das im Verlag Matthes & Seitz erschienene Werk »Der Sturz des Himmels. Worte eines Yanomami-Schamanen« vor, das die aufgezeichneten Gespräche zwischen Davi Kopenawa und Bruce Albert enthält. Es ist ein besonderes Buch, "Autobiografie, Menschheitserzählung, politischer Appell und literarisches Denkmal in einem." Ich weiß nicht, ob ich ohne diese leidenschaftliche Rezension darauf gestoßen wäre, aber natürlich führt mich jetzt der Weg direkt in die nächste Buchhandlung meines Vertrauens. 

Blogger Tino Schlench hat sich mit seinem Literaturpalast auf die Literatur Osteuropas spezialisiert. In einem Beitrag schreibt er über eine Veranstaltung mit dem Titel »Perspectives and challenges of literary and cultural cooperation in Central Europe«, die im Wiener Volkskundemuseum stattfand und bei der er in einer spannenden Runde über das Buch "Der entführte Westen. Die Tragödie Mitteleuropas" von Milan Kundera gesprochen hat. Toller Text. 

Es ist eine etwas reißerische Überschrift: "Der betrogene Leser: Wie Patrick Rothfuss die Leser hinters Licht führt". In diesem Beitrag im Blog Lesestunden geht es um Buchreihen, die nie abgeschlossen werden - am Beispiel der Königsmörder-Chronik von Patrick Rothfuss, auf deren dritten Band die Leser nun schon seit 2011 warten. Blogger Tobias Zeising dröselt das alles auf und schaut sich das Thema nicht geschriebener Fortsetzungen etwas genauer an. 

Warum schreiben Menschen auf diversen Plattformen über Bücher? Unter dem Hashtag #WarumIchBlogge gibt es einen Fragenkatalog. Bloggerin Stefanie Höfig hat sich die Fragen geschnappt und auf ihrem Blog Miss Booleana beantwortet. Ich mag die Antworten sehr und überlege, ob ich mir die Fragen auch einmal vornehme. 

"Die Backstage eines Buches – Wege und Irrwege literarischen Arbeitens" - so lautet der Titel einer von Dincer Gücyeter und Wolfgang Schiffer herausgegebenen Anthologie, in der 21 Autorinnen und Autoren aus dem Nähkästchen plaudern. Martin Oehlen stellt das Buch im Blog Bücheratlas vor und kommt zu dem Schluss: "Ein Lesebuch für alle, denen die Literatur ein Anliegen und ein Vergnügen ist. Eine feine Nahaufnahme vom Schreibtisch der Dichtkunst."

Im Blog Kulturgeschwätz gibt es eine Doppel-Rezension, in der die Romane "Als sei alles leicht" von Elfi Conrad und "Russische Spezialitäten" von Dmitrij Kapitelman besprochen werden. Es sind auf den ersten Blick sehr unterschiedliche Bücher, doch Bloggerin Katharina Herrmann arbeitet die gemeinsame Botschaft heraus, die sie vermitteln: "Beide Romane erzählen also davon, wie Krieg in Familien fortwirkt – und sie erzählen davon, wie es gelingen kann oder wie darum gekämpft werden kann, nicht vor dem Krieg in der eigenen Familie zu kapitulieren und einander nicht aufzugeben." Große Leseempfehlung. 

Und in meinem eigenen Blog Kaffeehaussitzer schreibe ich über den Band "Altern" von Elke Heidenreich. Ich weiß nicht, ob und wie mir das Buch vor dreißig Jahren gefallen hätte, als das Thema noch weit entfernt schien, aber nun kommt es genau zum richtigen Zeitpunkt, denn die Jahre rasen dahin. 

Das waren meine Fundstücke aus den Literaturblogs im März 2025, der mit der Leipziger Buchmesse zu Ende geht. Vielleicht sehen wir uns dort? Es würde mich freuen. 

Über den Buchblog-Flaneur

Uwe Kalkowski ist seit über dreißig Jahren in der Buchbranche tätig und kennt sie aus verschiedenen Perspektiven: Als Buchhändler, als Absolvent des Studiengangs Verlagswirtschaft in Leipzig und als Mitarbeiter verschiedener Verlage. Seit 2019 arbeitet er als Produktmanager für den Eichborn Verlag in Köln.

Auf seinem Literaturblog Kaffeehaussitzer schreibt er über Bücher und Leseerlebnisse. Als Buchblog-Flaneur stellt er monatlich zehn Fundstücke aus der Welt der Literaturblogs vor.