Amerikanische Branchenverbände reichen Klage ein

Bibliotheken droht Klage wegen angeblich „obszöner“ Bücher

31. Mai 2023
Redaktion Börsenblatt

Bibliothekaren aus Arkansas droht die strafrechtliche Verfolgung, sollten sie Minderjährigen angeblich "obszöne" Bücher zugänglich machen. 17 amerikanische Kläger werden eine Bundesklage gegen das kürzlich verabschiedete Gesetz einreichen.

Diese Buchpräsentation könnte in Zukunft strafbar sein: "Banned Books" in der Lincoln Belmont Filiale der Chicago Public Library 

Das fragliche Gesetz wurde am 31. März von der Gouverneurin Sarah Huckabee Sanders unterzeichnet und soll am 1. August in Kraft treten. Es hebt die Ausnahme von der Strafverfolgung für Schul- und öffentliche Bibliotheken auf. „Es würde praktisch jeden ermächtigen, die Angemessenheit von Bibliotheksmaterial in Arkansas in Frage zu stellen. Bibliotheksmitarbeiter, die angeblich obszönes Material an Minderjährige - definiert als Personen unter 18 Jahren – ‚wissentlich‘ weitergegeben oder deren Weitergabe erleichtert haben, könnten wegen eines Verbrechens angeklagt werden“, berichtet das Branchenmagazin „Publisher’s Weekly“.

Inzwischen haben sich laut Berichten des Branchenmagazins 17 Kläger, darunter alle großen amerikanischen Branchenverbände und zahlreiche Buchhandlungen, zu einer Bundesklage zusammengeschlossen, die gerade vorbereitet wird.

Das Magazin ordnet die Klage als die „jüngste in einer eskalierenden juristischen Offensive, die von Verfechtern der Lesefreiheit als Reaktion auf die landesweite Zunahme von Bücherverboten und gesetzlichen Einschränkungen geführt wird“, ein. Erst kürzlich wurden in Schulbibliotheken Titel wie Amanda Gormans „The Hill We Climb“ und die Graphic Novel von Anne Franks Tagebuch aus Bibliotheken entfernt.

„Die Regierung hat nicht darüber zu entschieden, welche Bücher die Menschen ausleihen und kaufen können“, sagte Lessa Kanani'opua Pelayo-Lozada, Präsidentin des amerikanischen Bibliotheksverbands in einem Statement gegenüber Publishers Weekly, in dem sie die Beteiligung an der Bundesklage bestätigte.

Bereits im Februar hatte die Amerikanische Bürgerrechtsunion gemeinsam mit Bibliotheken in Missouri gegen ein solches Obszönitätsgesetz für Schulbibliotheken geklagt. Es zwinge sie, ihre Bestände unter Androhung willkürlicher Haft- und Geldstrafen zu zensieren.

Im März erreichten Bibliotheksbefürworter in Texas eine einstweilige Verfügung, um verbotene Titel in ihrer örtlichen öffentlichen Bibliothek wieder zuzulassen und künftige Verbote zu unterbinden.

Die Beteiligung aller großen Verlagsverbände sehen die Kläger als große Ermutigung an. Zudem sei die bevorstehende Klage in Arkansa ein entscheidender Test, berichtet „Pubslisher’s Weekly“, denn ähnliche Gesetzesentwürfe wurden in anderen Bundesstaaten bereits verabschiedet.

In Texas wurde erst kürzlich ein Gesetz verabschiedet, von Verlagen und Verkäufern verlangt, Bewertungen auf der Grundlage des sexuellen Inhalts vorzunehmen. Entsprechende Bücher, „sexuell explizite“, würden aus Schulbibliotheken entfernt werden. Bücher, die als „sexuell relevant“ eingestuft werden, dürften nur mit Erlaubnis der Eltern ausgeliehen werden.  In Idaho legte der republikanische Gouverneur Brad Little ein Veto gegen den sogenannten „Children’s School and Library Protection Act“ ein.

Der Verband PEN America sieht in den verabschiedeten Gesetzen einen treibenden Faktor für Buchverbote im ganzen Land. „Die Zahlen lügen nicht, und sie offenbaren einen unerbittlichen Kreuzzug, um die Freiheit der Kinder zu lesen einzuschränken."