USA

Schule in Florida verbietet Gormans "The Hill We Climb"

24. Mai 2023
Redaktion Börsenblatt

Eine Schule in der Metropolregion Miami, Florida, hat Amanda Gormans Gedicht „The Hill We Climb“ aus der Schulbibliothek entfernt. Es sei nicht pädagogisch und würde indirekt Hassbotschaften verbreiten. Gormans deutscher Verlag Hoffmann & Campe ist schockiert.

Die Meldungen über gebannte Bücher in US-amerikanischen Schulbibliotheken durch Beschwerden rechtskonservativer Kreise häufen sich. Nun hat es auch das Gedicht „The Hill We Climb“ von Amanda Gorman getroffen, das die Poetin bei Joe Bidens Amtseinführung auf den Stufen des Kapitols vorgetragen hat.

Das Bob Graham Education Center im Großraum Miami, wo Kinder bis zur 8. Klasse zur Schule gehen, hat das Buch nun für Grundschüler verboten, nachdem ein Elternteil Beschwerde eingelegt hatte. Gormans Gedicht sei nicht pädagogisch und beinhalte „indirekte Hassbotschaften“. Die Funktion des Buches bezeichnete die Mutter als „Indoktrination“. Schüler der Mittelstufe können auf das Buch weiterhin zugreifen, berichtet die Zeitung „Time“.

Beschwerden wurden auch gegen die Bücher „The ABCs of Black History, „Cuban Kids“, „Countries in the News: Cuba“ und „Love to Langston” eingelegt. Alle bis auf „Countries in the News“ wurden aus der Bibliothek entfernt.

„Die Bestrebungen an einer Schule in Florida, Amanda Gormans Gedicht „The Hill We Climb“ zu zensieren, könnten aufgrund ihrer absurden Begründung als traurige Farce eingeordnet werden", sagt Tim Jung, verlegerischer Geschäftsführer von Hoffmann und Campe, wo die deutsche Übersetzung erschienen ist, zu dem Verbot. „Tatsächlich handelt es sich aber um die inakzeptable Folge einer völlig verfehlten Politik, die geist-, kunst- und letztlich demokratiefeindlichen Bestrebungen Tür und Tor geöffnet hat. Ich setze darauf, dass Schülerinnen und Schülern und deren Eltern nicht nur in Florida jetzt erst recht Amanda Gorman lesen werden – und auf diese Weise denen, die Bücher zensieren wollen, eine schallende Ohrfeige verpassen.“

Das sagt Amanda Gorman zum Verbot von „The Hill We Climb“

„Ich bin niedergeschlagen“, schreibt Amanda Gorman in einem Statement auf Twitter. Buchvervote seien nicht neu, aber auf dem Vormarsch. 2022 seien laut dem Amerikanischen Bibliotheksverband 40 Prozent mehr Bücher angefochten als 2021.

„Außerdem reicht oft schon ein einziger Einwand, um diese Werke aus den Bibliotheken und Schulen zu entfernen. Und um es klar zu sagen: Die meisten der verbotenen Werke stammen von Autoren, die seit Generationen darum gekämpft haben, in die Bücherregale zu kommen. Die meisten dieser zensierten Werke stammen von queeren und nicht-weißen Autoren“, so Gorman weiter.

Sie habe „The Hill We Climb” geschrieben, damit sich alle junge Menschen in einem historischen Moment wiederfinden können. Seitdem habe sie unzählige Briefe und Videos von Kindern erhalten, die durch das Gedicht inspiriert wurden, ihre eigenen Gedichte zu schreiben. „Kindern die Chance zu nehmen, ihre Stimme in der Literatur zu finden, ist ein Verstoß gegen ihr Recht auf Gedanken- und Meinungsfreiheit“, schreibt die Autorin.

Gemeinsam mit ihrem amerikanischen Verlag Penguin Random House und PEN America will sie in einem Gerichtsprozess gegen Buchverbote wie dieses vorgehen.

„Gemeinsam werden wir diesen Berg nicht nur erklimmen, sondern auch bezwingen“, schließt sie ihr Statement.