Swantje Meininghaus (Nordbuch): Die Vielfalt der Produktion ist das eine Thema – hier sehen wir die Verantwortung und nötige Reaktion vorwiegend bei den Verlagen. Die Vielfalt auf Handelsseite ist dagegen unser Anliegen und Auftrag. Die intakte Buchhandelslandschaft mit großen und kleinen Buchhandlungen in der Stadt und auf dem Land, für Leserinnen und Leser mit unterschiedlich hohem Einkommen, wird durch den festen Ladenpreis erst ermöglicht. Das ist bisher die feste Haltung des Gesetzgebers und auch unsere. Das einzelne Buch unterliegt eben heute nicht dem preislichen Wettbewerb, der die kulturelle Vielfalt und demokratische Meinungsbildung gefährden würde.
Michael Rosch: Wir sehen den Zweck der Preisbindung, nämlich die Sicherstellung eines breiten Buchangebots auf der einen und einer flächendeckenden Versorgung mit Buchhandlungen auf der anderen Seite, durch eine Mindestpreisregelung beziehungsweise deren Auswirkungen eindeutig gefährdet.
Angelika Siebrands: Mindestpreise hätten eine schleichende, aber sehr negative Auswirkung auf die kulturelle Vielfalt. Es ist davon auszugehen, dass ein Preiskampf stattfinden würde, welcher dazu führt, dass es über kurz oder lang Titel mit einer geringeren Abverkaufszahl nicht mehr gibt. Denn klar ist: Wenn wir den Preis bei den Spitzentiteln nicht erhöhen – weil zumindest ein Marktteilnehmer das nicht tun wird –, wird dies zwangsläufig bei Titeln mit geringerer Nachfrage passieren. Ketzerisch gefragt: Warum brauchen wir diese Möglichkeit, den Preis nach oben anzupassen, überhaupt, wenn dies bei Spitzentiteln und Longsellern nahezu unmöglich ist? Das deutsche Buchpreisgesetz sichert explizit diese kulturelle Vielfalt. Für Verlage und Barsortimente, welche die flächendeckende Übernachtversorgung und damit die Vielfalt sichern, bedeutet es nicht mehr Ertrag, wenn der Handel die Preise nach oben setzen könnte.
Noch Fragen, Kienzle? Nein, Hauser - Thalia bitte wieder hinsetzen und Amazon bitte mit dem stetigen Händereiben aufhören!
Herzlicher Gruß aus Köln
Jens Bartsch - Buchhandlung Goltsteinstraße
Dass die großen Player mit ihrer Einkaufsmacht und den entsprechenden Margen die Mindestpreisregelung befürworten, leuchtet ein. Wenn wir hingegen nach mehr Marge fragen würden, würde man uns sagen: "Sie können ja den VK erhöhen." Und der Kunde würde ganz schnell dahinlaufen, wo er das Buch zum niedrigsten Preis bekommt. In diesem Fall auf Treue und Kundenbindung zu setzen, wäre blauäugig.
Deswegen: Hände weg vom Buchpreisbindungsgesetz!
Joachim Becker
Buchhandlung Stojan
https://www.tagblatt.de/Nachrichten/Mehr-zahlen-fuer-gute-Beratung-in-der-Buchhandlung-565029.html (leider hinter Paywall).
Die dort befragten unabhängigen Sortimenter*innen sprechen sich zwar dagegen aus, können aber natürlich nicht alle Argumente darlegen. Die Pro-Seite wird von Thalia/Osiander befürwortet.
Es wäre ja durchaus interessant zu wissen, auf wessen Initiative solche Artikel zurückgehen...
Jedenfalls ist eine öffentliche Debatte über die Preisbindung bei all den anderen Problemen jetzt so nötig wie Fußpilz!
Die Verantwortlichen im Verband sollten öffentlich aktiv werden und sich an den alten Spruch erinnern: nur die dümmsten Kälber wählen ihre Metzger selber.
Benjamin Wagner
BuchKaffee Vividus, Tübingen