Im Kundendienst
Im Laden gibt es nur Handverlesenes, vor der Tür steht ein Abholschrank für Bestellungen: In Landau testet Markus Knecht aus, wie sich der Einkauf so bequem wie möglich gestalten lässt.
Im Laden gibt es nur Handverlesenes, vor der Tür steht ein Abholschrank für Bestellungen: In Landau testet Markus Knecht aus, wie sich der Einkauf so bequem wie möglich gestalten lässt.
Viele Buchhandlungen, vermutlich die meisten, haben zuerst ein Ladengeschäft, dann einen Lieferservice und erst später einen Web-Shop eingerichtet. Bei der Buchhandlung BücherKnecht in Landau war es genau andersherum: Mitte der 1990er Jahre gründete Markus Knecht in Landau zunächst eine Versandbuchhandlung und belieferte Behörden, Bildungseinrichtungen und Endkunden. Der spätere Webshop, ab Ende der Neunziger, bot ein Vollsortiment, ergänzt um Titel aus dem inzwischen gewachsenen eigenen KnechtVerlag – der sich vorwiegend mit der Geschichte, Kultur und Gegenwart von Landau und der Pfalz beschäftigt.
Schon damals plante Markus Knecht, das Versand- und Online-Geschäft um ein Ladengeschäft zu ergänzen: "Ich wollte in der Stadt präsenter sein. Der BücherKnecht online sollte ein Gesicht bekommen. Online, regional und stationär waren für mich nie ein Widerspruch!« Als ein innerstädtisches Quartier, die Uferschen Höfe, saniert wurde, bot sich die Gelegenheit: »In dem Altbau konnte ich mit dem Bauherrn ein neues Ladengeschäft auf 160 Quadratmetern komplett nach meinen Vorstellungen einrichten. Im März 2023 war ich dort der erste Mieter!"
Knechts Ladengeschäft in der Theaterstraße 11 lässt viel Raum und viel Luft. Draußen gibt es keine Tische oder Ständer, man blickt durchs Schaufenster bis weit in den Laden hinein. Seine Ideen hat Knecht von einem Innenarchitekten prüfen lassen – und das Konzept dann mit einer jungen Landauer Schreinerei realisiert: "Das Design ist nach ästhetischen, wirtschaftlichen und praktisch-funktionalen Kriterien entstanden – in dieser Reihenfolge." Regale sind in Blick- und Griffhöhe angebracht, Bücher werden auf mobilen Würfeln arrangiert. Von einer Präsentation auf Kniehöhe hält Markus Knecht wenig: "Die Erfahrung zeigt, dass da kaum jemand zugreift – und das bindet doch nur Kapital." In den Regalen stehen von ihm ausgewählte Titel, "die nach saisonalen, regionalen, aktuellen politischen, gesellschaftsrelevanten, global wie lokal die Gesellschaft spiegelnden Kriterien" regelmäßig aktualisiert werden. "Ich habe jahrzehntelange Erfahrung als Online-Buchhändler, und dort … " – Knecht deutet auf den Computer – "ist das Vollsortiment." Mit seinem reduzierten Angebot im Laden setzt Markus Knecht auf Frontalpräsentation, belebt wird das Geschäft mit Veranstaltungen. In der Buchhandlung steht ein Klavier, das die Musikschule für Konzerte nutzt. Ein Lesekreis trifft sich regelmäßig im Laden, im Eingangsbereich präsentieren sich lokale Künstler: Kultur wird erlebbar gemacht.
Leerstand. Auch in Landau versucht die Stadt, den Anteil leerstehender Geschäfte durch die Förderung von Zwischenmieten zu verringern
Teilsanierte Königsstraße: Einkaufsstraße mit Verkehr. Mobile Begrünungen sollen für mehr Aufenthaltsqualität sorgen.
Durch ein Tor gelangt man von der Theaterstraße in die Uferschen Höfe, die seit einigen Jahren saniert und umgebaut werden. Hier der Lageplan.
Die ersten Geschäfte sind im Vorjahr eingezogen.
Die Fußgängerzone in der nördlichen Innenstadt.
Markus Knecht und seine neueste Publikation
Keine Warentische draußen, dafür freier Blick durch die großen Schaufenster in den Laden hinein.
Im Eingangsbereich präsentieren sich Künstler:innen aus der Region.
Präsentation von Büchern aus dem Knecht Verlag und der Computer für die Beratung.
Von einer Platzierung auf Kniehöhe hält Markus Knecht wenig: "Die Erfahrung zeigt, dass da kaum jemand zugreift – und das bindet doch nur Kapital."
Romantasy-Sortiment mit Orientierung an der Bestsellerliste.
Regale sind in Blick- und Griffhöhe angebracht, Bücher werden auf mobilen Würfeln arrangiert.
160 Quadratmeter Buchhandlung auf zwei Ebenen.
Das Klavier steht für Konzerte der Musikschule bereit - und für Bücher über Popkultur.
Der Kinderbuchbereich.
Die Plakate für die Eventtage werden in der ganzen Stadt aufgehängt und werben für das neue Geschäftsquartier.
Blick vom Innenhof aus nach vorn zur Buchhandlung. Sie ist von zwei Seiten aus zugänglich.
Der Abholschrank steht im trocknen und ist für Buchabholungen 24/7 zugänglich.
Einen festen Platz im Geschäft haben natürlich auch die Titel aus dem KnechtVerlag. 160 Bücher sind hier seit 1993 erschienen, derzeit konzentriert sich Knecht dabei auf Bücher über Landau. Die Veränderungen der prosperierenden Stadt hat er in einer Neuerscheinung mit Fotos und Texten beschrieben: "Kontrastreiches Landau" dokumentiert anschaulich, wie alte und neue Innenstadtkonzepte nebeneinander bestehen, auch in unmittelbarer Nähe des BücherKnechts. Die benachbarte Königsstraße reiht etliche Einzelhandelsgeschäfte aneinander, aber auch Parkplätze auf beiden Seiten und bietet damit wenig Aufenthaltsqualität. Die Stadt bemüht sich um Zwischenlösungen wie zum Beispiel mobile Begrünungen, bis die Einkaufsstraße fertig saniert sein wird.
Auch wenn der zentrale Rathausplatz nicht weit ist: Die Theaterstraße ist keine 1a-Lage und (noch) deutlich von Leerstand geprägt. In den vergangenen eineinhalb Jahren ist hier jedoch ein neuer, spannender Einzelhandelsmix entstanden. Es gibt Blumen, ausgesuchtes Spielzeug, eine junge Bäckerei mit trendigem Café, faire Mode und ein Künstleratelier. Weil Käufer:innen nicht von allein den Weg dorthin finden, engagiert sich Markus Knecht als treibende Kraft beim Marketing für die Uferschen Höfe. Attraktive Aktionen mit Partnerbetrieben und Event-Künstlern sollen Frequenz bringen. Das Marketing macht eine Menge Arbeit, und glücklicherweise beteiligt sich der Bauherr inzwischen ebenfalls sehr engagiert an den Projekten.
Innenstadtentwicklung brauche viele Akteure, so Knechts Meinung – der sich deshalb auf vielen Ebenen vernetzt. Ob im Kulturbeirat der Stadt, am Runden Tisch der Wirtschaftsförderung oder im Vorstand der Freunde der Universität – an vielen Stellen bringt er sich ein. Impulse zu geben, in der Nachbarschaft präsent zu sein, gemeinsam mit anderen Einzelhändler:innen neue Strukturen für langfristige Veränderungen zu schaffen – das versteht Knecht unter einer erstrebenswerten, zeitgemäßen Innenstadtentwicklung.
In diesem Rahmen ist auch eines seiner Projekte entstanden: der LieferKnecht. Ein Transportservice per Lastenfahrrad, der für die eigene Buchhandlung unterwegs ist, aber auch für die Kundschaft anderer Einzelhändler. Hier wünscht sich Knecht mehr Mut von den Kolleg:innen im Handel. Würden viele Händler dieses Angebot nutzen, wäre es für Kund:innen leichter, auch mal ohne Auto in der Stadt einzukaufen und die Sachen bequem nach Hause liefern zu lassen. Damit wäre man dem Ziel einer attraktiven Stadt mit weniger Autoverkehr einen Schritt näher.