Förderprogramm "Neustart Kultur"

"Es geht ums Überleben"

21. August 2020
Holger Heimann

Die Branche braucht das Hilfspaket der Kulturstaatsministerin: Das betonten Hanser-Verleger Jo Lendle und die Berliner Buchhändlerin Silke Grundmann beim gemeinsamen Pressetermin mit Monika Grütters im Berliner Literaturhaus. Nicht nur für Verlage und Buchhandlungen gibt es Geld - sondern auch für die beiden Buchmessen. Und es gilt das "Windhundprinzip": First come, first served.

20 Millionen Euro erhalten Verlage und Buchhandlungen aus dem Zukunftsprogramm "Neustart Kultur" der Bundesregierung (Details dazu hier). Das gab Kulturstaatsministerin Monika Grütters an diesem Freitag (21. August) bei einem Pressegespräch im Berliner Literaturhaus bekannt, an dem auch der Hanser-Verleger Jo Lendle und Silke Grundmann, Inhaberin der im Literaturhaus ansässigen Buchhandlung Kohlhaas & Company, teilnahmen.

Das Hilfspaket "Neustart Kultur" hat für die Buchbranche einen Umfang von 25 Millionen Euro. Allein vier Millionen sind für die Frankfurter Buchmesse vorgesehen, die Leipziger Buchmesse soll eine Million Euro erhalten.

Eine Teilnahme an der Frankfurter Buchmesse im Oktober sieht Grütters als "wichtiges Signal" der Verleger mit großer Außenwirkung, wie sie beim Pressegespräch im Literaturhaus Berlin deutlich machte (ein Update zur Ausstellerzahl der Frankfurter Buchmesse lesen Sie hier). Grütters will mit dem Hilfsprogramm die Erholung des Literaturbetriebs fördern, der nun wieder Fahrt aufnehme.

Lockdown-Einbußen zumindest minimieren

Wie wichtig die Fördergelder sind, darauf wiesen Jo Lendle und Silke Grundmann unisono hin. Lendle hob hervor, dass die Buchbranche den Umsatzeinbruch infolge der Corona-Krise nicht wettmachen, sondern nur minimieren könne. Derzeit betrage das Minus gegenüber dem Vorjahr 12 Prozent. Drei Viertel der Verlage hätten Titel geschoben oder gestrichen, vor allem solche Bücher, die Begleitung und Erklärung brauchten. 

Silke Grundmann beklagt für ihre Buchhandlung Kohlhaas & Company einen Umsatzrückgang von 50 Prozent. Die von ihr ebenfalls geführte Schleichersche Buchhandlung in Dahlem sei hingegen vor allem aufgrund engagierter Stammkunden viel besser durch die Krise gekommen (einen Börsenblatt-Artikel zur Rolle der Stammkunden in der Corona-Krise lesen Sie hier). Dass mit den Fördermitteln vor allem digitale Vertriebswege gestärkt werden sollen, sieht sie als besonders hilfreich und zukunftsweisend an.

Im kommenden Jahr, wenn alle Fördergelder ausgeschöpft sind, müssen wir stark genug sein. Es geht ums Überleben.

Jo Lendle, Hanser-Verleger

Jo Lendle glaubt, dass die Krise sehr deutlich Stärken und Schwächen der Buchbranche offenbart habe. Die große Herausforderung stehe aber erst noch bevor – im kommenden Jahr, wenn alle Fördergelder ausgeschöpft seien. "Dann müssen wir stark genug sein. Es geht ums Überleben."

Die wichtigsten Fakten auf einen Blick

  • Verlage können Druck- und Produktionskostenzuschüsse für eine Neuerscheinung in einer Höhe von bis zu 10.000 Euro beantragen (bei ökologischer Buchproduktion, sonst: maximal 7.500 Euro). Fördergrundsätze und ein FAQ für Verlage sind hier abrufbar.
  • Buchhandlungen werden für die Digitalisierung ihrer Vertriebswege mit bis zu 7500 Euro gefördert. Fördergrundsätze und ein FAQ für Verlage sind hier abrufbar.
  • Die Vergabe der Fördermittel erfolgt nach dem "Windhundverfahren", also der zeitlichen Reihenfolge der eingehenden Anträge - bis die Fördermittel erschöpft sind.
  • Autoren, Übersetzer und Kultureinrichtungen sollen zusätzlich zehn Millionen Euro erhalten.