Fachgruppenversammlung Ausschuss für den Sortimentsbuchhandel

"Beschäftigt Euch mit der E-Rechnung!"

7. Juni 2024
Matthias Glatthor

Neben Neuwahlen ging es am Donnerstag um die großen Themen, die das Sortiment weiter bewegen: E-Rechnungen, wirtschaftliches Auskommen, VLB TIX, europäische Lobbyarbeit und Vernetzung über die EIBF sowie Open Access und E-Lending. 

Christiane Schulz-Rother

Los ging Jahresversammlung des Ausschusses für den Sortimentsbuchhandel am Donnerstag, den 6. Juni im Frankfurter Haus des Buches nach der Begrüßung durch die Vorsitzende Christiane Schulz-Rother (Tegeler Bücherstube, Berlin), mit der Neuwahl des Ausschusses und des Vorstands für die Amtszeit 2024–2027 (ab 26. Oktober). Dabei wählten die anwesenden Mitglieder vor Ort und die Ergebnisse der Online-Vorabwahl wurden einbezogen. Schulz-Rother wurde einstimmig im Amt bestätigt:

"Gutes Gelingen" lautete der Zuruf aus dem Publikum an den neu gewählten Vorstand. Christiane Schulz-Rother startete das Programm mit einem Rückblick auf die vergangenen Jahre, streifte Herausforderungen im Sortiment wie schwierige Nachfolgesuche, Leerstände in Innenstädten und zeitintensive Arbeit im Buchhandel, aber auch erfreuliche Aspekte wie Aktionen zum Welttag des Buches ("Es macht Spaß, zu sehen, wie die Kinderaugen strahlen") oder dass mehr Jugendliche in die Buchläden kommen, "die Liebesgeschichten mit Farbschnitt kaufen". 

Der Ausschuss versuche Themen aufzugreifen, "die uns und Euch beschäftigen", betonte Schulz-Rother. Man sei etwa im Austausch mit der IGUS (IG Unabhängiges Sortiment), blicke immer über den Tellerrand hinaus. Kürzlich war man bei Dreiländertreffen der Branchenverbände aus Deutschland, Österreich und der Schweiz in Hamburg dabei, und zum Thema KI war man im Wirtschaftsministerium zu Gast. Zudem sei Leseförderung ein wichtiger Punkt, bei dem man sich einbringe.

Beim Hinweis der Meldenummer 17 habe man es erreicht, dass die Formulierung umgedreht werden soll, von "Führen wir nicht mehr, bitte beim Verlag bestellen" zu "Bitte beim Verlag bestellen...". Damit sei der mögliche Bestellweg sofort klar.

Zur Lage im Schulbuchgeschäft habe der Artikel von Sonja Lehmann im Ausschuss für den Sortimentsbuchhandel eine Diskussion ausgelöst, so Schulz-Rother. Es sei wichtig, dass man das Schulbuchgeschäft, das für einen größeren Umsatzanteil sorgt, nicht an die großen Player abgibt. 

Die E-Rechnung kommt

Am 1. Januar 2025 tritt die Vorschrift in Kraft Rechnungen an andere Unternehmen digital anzufertigen, sogenannte E-Rechnungen zu erstellen (Hessen hat es schon jetzt eingeführt). Auch wenn es zwar eine Schonfrist geben könnte, mahnte Michael Kursiefen (Schweitzer Fachinformationen) in seinem informativen Vortrag, sei keine Zeit zu verlieren: "Es wird uns alle treffen. Beschäftigt Euch mit dem Thema. Redet mit Eurem Steuerberater. Redet mit Eurem Warenwirtschafts-Anbieter." Denn, irgendwann würden die Verlage anfangen, nur noch elektronische Rechnungen zu schicken. 

Für Infos zur E-Rechnung wies Peter Kraus vom Cleff, Hauptgeschäftsführer des Börsenvereins, auch auf den Digitalen Wissens-Hub des Verbands hin. Diese würden dort laufend aktualisiert.

Beschäftigt Euch mit der E-Rechnung, bei der Umsatzsteuer versteht der Staat keinerlei Spass.

Michael Kursiefen, Schweitzer Fachinformationen

Europa im Blick

Über die wichtige Lobbyarbeit und Vernetzung auf europäischer Ebene mittels der EIBF, sprach "schlank und schnell" Robert Duchstein (Buchhandlung Reuffel, Koblenz). Hier geht es unter anderem um die Beschränkung der Marktmacht von großen Tech-Konzernen wie Amazon, AI Act und Late Payment Regulation Act. Bei letzterem habe man durch erfolgreiche Lobbyarbeit in Brüssel bei den Zahlungszielen eine Ausnahme für die Buchbranche erreicht (was aber noch nicht endgültig beschlossen ist). "Wir brauchen auch eine Stimme in Brüssel", betonte Duchstein, der hier insbesondere Jessica Sänger (Direktorin Stabsbereich Europäische und internationale Angelegenheiten im Börsenverein) und Kristina Kramer (Stellvertretende Direktorin für europäische und internationale Angelegenheiten) dankte.

Beim Thema Vernetzung hob Duchstein das RISE-Programm der EIBF hervor. Anne v. Bestenbostel, die selbst einmal daran teilgenommen hatte, lobte das Austauschprogramm in höchsten Tönen: "Es macht unglaublich viel Spaß, es ist grandios".

Was stand bei der Jahresversammlung noch auf dem Programm? Klaus Kowalke, der nicht mehr für den Ausschuss kandidiert hatte, berichtete über den aktuellen Stand zum Thema Open Access und E-Lending in Bibliotheken. Kyra Dreher sprang für Martin Riethmüller, der aus persönlichen Gründen nicht anwesend sein konnte, ein und umriss die aktuelle Arbeit der sechsköpfigen Taskforce Wirtschaftliches Auskommen im Sortimentsbuchhandel. Hier wurden in einem Workshop zunächst 14 Hauptpunkte ausgemacht. In den Fokus rücken will man zunächst die Themen PoD und Preis-Flexibilität bei Backlisttiteln. 

Der Hanauer Buchhändler Dieter Dausien, der von Anfang an dabei war, lobte den Entwicklungsstand des VLB-TIX. "Es war eine lange Geschichte", so Dausien, die Betonung liege auf "war", aber jetzt sei das VLB-TIX an der Stelle, wo man damit arbeiten könne. Es sei ein ideales Werkzeug für ein Buchhandlungsteam. "Leute, benutzt es!" Auch Dausien schied nach 15 Jahren aus dem Ausschuss aus. Ihm, Klaus Kowalke und Michael Kursiefen dankte Christiane Schulz-Rother für lange Mitarbeit.