"Verse in so fließendem Deutsch"
Henrik Ibsen war sehr zufrieden mit Christian Morgensterns Übersetzungen. Aber wie konnte der Dramatiker das denn beurteilen?
Henrik Ibsen war sehr zufrieden mit Christian Morgensterns Übersetzungen. Aber wie konnte der Dramatiker das denn beurteilen?
Bleiben wir noch bei Henrik Ibsen, der seit einer Theateraufführung 1878 in Hamburg großes Erfolge in Deutschland verzeichnen kann. Da er mit den Übesetzungen nicht sonderlich zufrieden ist, bietet er neben S. Fischer auch Reclam seine Texte an, und S. Fischer kommt auf Christian Morgenstern, der 1897 August Strindbergs "Inferno" ins Deutsche übersetzt hat - allerdings aus dem französischen Original. Die Übersetzungsauftrag sichert Morgensterns Finanzen für einige Jahre: "Die Aufgabe ist gewiß sehr schwer, aber ich wüßte mir keine Ehrenvollere und mehr den Ehrgeiz entflammende. Die Übersetzungen sind für die einzige autorisierte deutsche Ausgabe von Ibsen bestimmt und wären demnach für alle Zukunft die allein maßgebende und mustergültige", schreibt er im Juli 1897 an Marie Goettling, eine Freundin (Christian Morgenstern: "Werke und Briefe", Kommentierte Stuttgarter Ausgabe, Band VII, Urachhaus).
Dass Morgenstern zu diesem Zeitpunkt gar kein Norwegisch konnte, haben Sie gestern bereits erfahren. Aber er hat es gelernt, und Henrik Ibsen ist von Morgensterns Übersetzungen schließlich sehr angetan: "Ja, ich finde sie außerordentlich gelungen, die Verse sind in so fließendem Deutsch, wie ich das bei einer Übersetzung gar nicht für möglich gehalten hätte", schreibt er am 14. Januar 1899 (Band IV). Ibsen bittet ihn sogar, auch Textrevisionen bei anderen seiner Prosadramen zu übernehmen. Jetzt fragen wir uns: Wie konnte Ibsen denn die Qualität der Übersetzungen beurteilen?
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