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Wie LinkedIn helfen kann

23. Juni 2022
Veronika Weiss

LinkedIn eignet sich für die Buchbranche besonders, denn hier ist Platz für lange Texte. So holen Sie das Beste aus der Plattform heraus. 

Viele hegen eine Social-Media-Hassliebe: Mal scheint es praktisch zu sein, so auf dem Laufenden zu bleiben, oft ist es nervig, wie alles mit Bedeutung aufgeladen, uminterpretiert und mit Hashtags versehen wird. Ganz ohne Selbstdarstellerei geht es aber gerade beruflich auch nicht; als Freelancer wird man ohne Internetpräsenz kaum gefunden und ernst genommen.

Die mittlerweile wichtigste berufliche Onlineplattform ist LinkedIn. Für etwas tiefere Einblicke habe ich das Börsenblatt-Webinar »So geht LinkedIn« besucht, denn bis dahin war ich mit meinem karg gehaltenen Profil nicht über die Basics ­hinausgekommen. Ich lernte im Webinar (Aufzeichnung unter boersenblatt.net/webinarthek), dass mein sogenannter Social Selling Index (SSI) unterirdisch ist, und in einem Tortendiagramm wurden mir verschiedene Aktivitäten zur Abhilfe vorgeschlagen (für alle mit Profil hier überprüfbar: linkedin.com/sales/ssi). 

Abbild vom Netzwerken im wahren Leben

Das ist auch die größte Lehre: Interaktion lohnt sich! Je mehr man kommentiert, Beiträge anderer teilt und selbst postet, umso mehr Reichweite bekommt man. Der Algorithmus ist ein besonders gnädiger, wird gesagt. Und auch ein sehr realistischer, scheint mir, schließlich zahlt es sich auch im echten Leben aus, Interesse zu zeigen, zu aktuellen Themen Stellung zu nehmen und sich an Gesprächen zu beteiligen. Außerdem belohnt ­LinkedIn alles, was User zum Verweilen einlädt: längeren Content, Videos, Call to actions (CTAs).

Schon klar, wir sollen uns möglichst oft auf LinkedIn herumtreiben, damit das Unternehmen Gewinn macht. Allerdings haben wir auch etwas davon. LinkedIn ist das Schlaraffenland für Recruiter und Headhunter, lasse ich mir sagen. Einen Versuch ist es wert – und wirklich: Innerhalb von 24 Stunden schaffe ich es, meinen SSI um drei Prozentpunkte zu steigern und mehrere Besucher auf mein Profil zu locken. Auf Dauer ist da noch mehr drin.

Als Contentplattform ideal für Texte

LinkedIn eignet sich für die Buchbranche tatsächlich besonders gut, da es ­Storytelling liebt und fördert. Es ist eine Plattform für lange Texte, die Dokumente, Whitepaper und PDFs (mit Lese­proben!) akzeptiert und unterstützt. Auch Events können eingestellt werden – Lesungen beispielsweise –, Buchhandlungen können gepusht, der Absatz kann gesteigert werden.

Einzelpersonen wie Freiberufliche sollten zielgerichtet mit einem klaren Profil, einem guten Slogan und sympathischem Bildmaterial präsent sein. Durch Kommentare zu Beiträgen anderer, einen Blick auf deren Profile und eine Nachricht kommt man fast genauso gut in Kontakt wie im echten Leben. Wenn uns ein Buch oder ein Projekt berührt, ist es ein Leichtes, Ausschnitte daraus auf LinkedIn zu teilen, was auf den Erfolg dessen und der eigenen Arbeit einzahlt. Faustregel dabei: Ein Personenprofil bekommt immer einen höheren Stellenwert als eine Unternehmensseite. Zu 70 Prozent sollte man branchenspezifische Inhalte posten, zu 20 Prozent Inhalte aus dem Unternehmen, zu zehn Prozent private Dinge – und zwar immer mit einer persönlichen Note.

Ich hoffe also, es gibt ihn, den goldenen Mittelweg zwischen Flunkerei und Langeweile: sich in den sozialen Medien so zu präsentieren, wie man ist, nicht übertrieben aufzutrumpfen, das eigene Licht aber auch nicht unter den Scheffel zu stellen. Das ist schwierig, aber LinkedIn scheint es möglich zu machen, da man hier inhaltlich in die Tiefe gehen kann

PS: Vernetzen Sie sich gern mit mir und schreiben Sie mir, wie Sie LinkedIn finden.

UNSERE KOLUMNISTIN

Veronika Weiss (37) ist in Wien aufgewachsen und hat dort Germanistik und Musikwissenschaften studiert. Nach Praktikum und Elternzeitvertretung arbeitet sie in Hamburg als Lektorin in der Verlagsgruppe HarperCollins (Cora Verlag) und nebenbei frei als Texterin. Im Börsenblatt schreibt Weiss unter anderem über Trends in der Arbeitskultur, Berufseinstieg und Work-life-Balance.