Buchhandlung Lesezeichen in Germering

Lesemotive im Praxistest

23. Juni 2022
Nicola Bardola

Die Titel im VLB werden auch nach Lesemotiven verschlagwortet. Wie sich die kundenzentrierte Gliederung im Buchladen nutzen lässt, probiert gerade die Buchhandlung Lesezeichen in Germering aus.  

An einem Samstag im März hat Katrin Schmidt mit ihren Kolleginnen neun Stunden lang die gesamte Belletristik neu sortiert: nach Lesemotiven. »Etwa 90 Prozent der Titel haben auf Anhieb gepasst. Mit diesen Büchern sind wir entsprechend der Lesemotive konform gegangen«, erklärt die Inhaberin der Buchhandlung Lesezeichen in Germering. »Aber bei ca. zehn Prozent waren wir mit der Zuordnung nicht einverstanden.« Schon im Vorfeld habe sie mit Sortimentsberaterin Stephanie Lange diskutiert, wie sie damit umgehen sollte – am Anfang war beispielsweise Annie Ernaux mit ihren ­Büchern von der KI des VLB bei »Leichtlesen« einsortiert. »Solche Fehlzuordnungen gilt es zu ändern. Wir geben kontinuierlich Feedback mit konkreten Vorschlägen an das Lesemotiv-Team von MVB.«

Das Umstrukturieren im Alltag ist nicht so aufwendig wie befürchtet. »Wir haben eine Excel-Datei unserer aktuellen Belletristik-Titel ins VLB geladen, danach die Datei wieder exportiert, worauf für jeden Titel die Lesemotive genannt werden. Das ist viel praktischer, als jeden Titel einzeln im VLB zu suchen«, berichtet Schmidt. Sie ist davon überzeugt, dass die neuen Lesemotiv-Kategorien die Entscheidung der Leser:in­nen im Laden erleichtern: »Jemand, der einen geistig anspruchsvollen Beruf ausübt, sucht nicht automatisch einen literarisch fordernden Roman, sondern vielleicht Prosa aus dem ›Leichtlesen‹-Bereich. Ihm begegnen komplexe Situationen schon zur Genüge im Beruf, und er möchte sich beim Lesen erholen. Je nachdem, was sein Lesebedürfnis ist, merken wir, dass man mit den neuen Lesemotiven viel besser beraten kann«, freut sich Schmidt. Das sehe man auch an den Regalen. Schmidt arbeitet stark mit Frontalpräsentationen; die neuen Zusammenstellungen wirken nun wesentlich homogener. ­Schmidts erstes Fazit: »Die Kunden gehen schon automatisch dahin, wo ihre Bedürfnisse liegen.

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