Young Professionals

"Genau das, was ich später auch machen möchte"

31. März 2025
Jule Heer

Was sollte man eigentlich mitbringen, wenn man in der Buchbranche arbeiten will? Und was gilt es beim Bewerben zu beachten? Viele junge Studierende und Schulabsolvent:innen haben sich auf der Leipziger Buchmesse am Stand "Studium rund ums Buch" und beim Karrieretag über diese Themen informiert.

Über Trends in der Buchherstellung sprachen beim Karrieretag (v. l. n. r.) Lisa Strauß, Karin Schmidt-Friderichs, Stefan Hauck, Charline Vorherr und Sven Zorman

Über Trends in der Buchherstellung sprachen beim Karrieretag (v. l. n. r.) Lisa Strauß, Karin Schmidt-Friderichs, Stefan Hauck, Charline Vorherr und Sven Zorman

Einstieg in die Buchbranche

"Was braucht man, um bei Ihnen ein Praktikum zu machen?", ist eine Frage aus dem Publikum bei einem Gespräch mit Anne Friebel, das die Johannes Gutenberg Universität Mainz veranstaltet. "Ganz viel inneren Drive und natürlich auch Verlässlichkeit", antwortet Friebel, Gründerin des Independent-Verlags Palomaa Publishing. Sie selbst biete drei- sowie sechsmonatige Praktika an, um den Nachwuchs zu fördern und Einblicke in die Arbeit im Verlag zu gewähren.

"Jede Veranstaltung mitnehmen, auf Messen Leute ansprechen, nicht schüchtern sein", empfiehlt Kira Borchers, junge Autorin und Studentin der Buchwissenschaft, den Zuhörer:innen. Auch die Vernetzungs- und Veranstaltungsmöglichkeiten von Vereinen wie den Jungen Verlags- und Medienmenschen legt sie Studierenden ans Herz.

Studierende leiten Verlag und Buchhandlung

Um sich auf die Vielfalt der möglichen Arbeitsbereiche in der Buchbranche schon während des Studiums vorzubereiten, beteiligen sich Studierende der HTWK Leipzig im neuen Studiengang "Book and Media Publishing" an unterschiedlichen Praxisprojekten. So gibt es einen Open-Access-Hochschulverlag sowie das Magazin "Streifband", das zweimal jährlich zu den Buchmessen erscheint. In beiden Fällen sind die Teilnehmenden in verschiedene Teams wie Redaktion, Covergestaltung, Layout und Social Media eingeteilt. "Ich nehme auf jeden Fall viel mit. Wir lernen Skills, die man später im Berufsleben einsetzen kann. Es ist genau das, was ich später auch machen möchte", sagt eine Studierende über das Projekt. Auch die von Verlagsspenden finanzierte Campus Buchhandlung Bumerang wird von Leipziger Student:innen betrieben.

Am Stand "Studium rund ums Buch" fanden verschiedene Veranstaltungen für Young Professionals statt

Verlagshersteller:in werden

"Die Buchherstellung ist ein total spannender Beruf. Man kann mit allem experimentieren", meint Karin Schmidt-Friderichs bei einer Gesprächsrunde zum Thema Trends in der Herstellung. Ein solches Experiment hatten ihr Mann und sie beispielsweise mit Brandsohlen von Schuhen gewagt und damit ein Buch binden lassen, berichtet die Verlegerin bei Hermann Schmidt Mainz und Vorsteherin des Börsenvereins auf dem Karrieretag. 

Aktuell immer gefragter sind Farbschnitte, bei deren Gestaltung nicht nur die Inhalte berücksichtigt werden müssten, sondern auch kaufmännische Aspekte, so Sven Zorman, Leiter Produktion und Einkauf der Bonnier Holding. "Es muss sich rechnen lassen und die Zielgruppe muss es wertschätzen", fügt er hinzu.

Ein bisher noch kleiner Bereich der Buchherstellung ist der vegane: Charline Vorherr, Marketing Managerin bei Bookwire und Expertin für vegane Buchproduktion, erzählt, dass Verlage wie Matabooks, CalmeMara und der vegane Kinderbuchverlag in diesem Bereich bereits viel realisieren. Vor allem werden dabei andere Farben und Klebstoffe zum Binden verwendet, in denen keine tierischen Produkte vorkommen.

Für Lisa Strauß, Geschäftsführerin der Bücherbüchse und Verlagsleitung von Leaf, ist besonders wichtig, dass Berufsinteressierte Begeisterung für die Produkte und Verständnis für die Zielgruppe mitbringen. "Man muss gut organisiert sein, da die Herstellung nach einem festen Zeitplan arbeitet, und eine Liebe zur Haptik haben", ergänzt Zorman.

Viele Besucher:innen beim Karrieretag Buch und Medien

Viele Besucher:innen beim Karrieretag Buch und Medien

Eigene Stärken benennen

In einer weiteren Gesprächsrunde des Karrieretags, der von der Leipziger Buchmesse, der Abteilung Berufsbildung des Börsenvereins und dem Börsenblatt organisiert wurde, dreht sich alles rund um das Thema Bewerbung. "Das Bewerbungsschreiben ist dabei das wichtigste Dokument", findet Jessica Isselbächer, stellvertretende Personalleiterin und Ausbilderin bei S. Fischer. Es komme bei ihr besonders gut an, wenn jemand selbstbewusst zu seinen Stärken stehe und diese auch benennen könne. Zu Lücken im Lebenslauf sagt Simone Klesel, Managerin Talent Acquisition und Employer Branding bei Penguin Random House, dass sie kein Problem darstellen, solange sie gut begründet werden können. "Ich finde so eine Lücke eigentlich auch ganz spannend. Die interessiert mich im Gespräch am meisten", ergänzt Tobias Groß, Ausbildungsleiter Thalia Leipzig Grimmaische Straße.

Beim Bewerbungsgespräch selbst seien Pünktlichkeit wichtig und dass die Bewerberin oder der Bewerber weiß, was sie oder er zuvor geschrieben hat: "Seien Sie sicher, ich nehme darauf Bezug", so Isselbächer. Klesel empfindet besonders Gegenfragen als Zeichen für echtes Interesse an der Stelle und dem Unternehmen.

Für Informationen zum Berufseinstieg rät Groß den Zuhörer:innen neben Social Media den Karrieretag selbst: "Bei mir ging es vor sechs Jahren genau hier los." Auch auf Eigeninitiative bewerben kann klappen, denn so hat es Nicola Lehmann, Buchhändlerin der Mayerschen Buchhandlung in Aaachen und Sprecherin der Taskforce Karriere:Buch der AG Zukunft, gemacht. 

Darüber, was es bei Bewerbungen zu beachten gibt sprachen (v. l. n. r.) Jessica Isselbächer, Nicola Lehmann, Stefan Hauck, Tobias Groß und Simone Klesel

Darüber, was es bei Bewerbungen zu beachten gibt sprachen (v. l. n. r.) Jessica Isselbächer, Nicola Lehmann, Stefan Hauck, Tobias Groß und Simone Klesel