Hirnkost Verlag kurz vor dem Aus
Im Jahr seines 20-jährigen Jubiläums steht der Berliner Hirnkost Verlag vor dem Aus. Das teilt Gründer Klaus Farin mit. Auslöser: Krieg, Inflation, Energiekrise.
Im Jahr seines 20-jährigen Jubiläums steht der Berliner Hirnkost Verlag vor dem Aus. Das teilt Gründer Klaus Farin mit. Auslöser: Krieg, Inflation, Energiekrise.
Vielen unabhängigen, kleinen Verlagen geht es wirtschaftlich sehr schlecht. „Herzblut reicht nicht zum Überleben“, hatten Sandra Thoms und Björn Bedey erst kürzlich im Interview mit Börsenblatt klar gemacht. Nachdem vor zwei Wochen die Insolvenz von Faber & Faber bekannt wurde, teilt nun auch der Berliner Hirnkost Verlag mit, kurz vor dem Aus zu stehen.
„Bis 2022 haben wir schwarze Zahlen geschrieben, dann kam der Einbruch durch den Krieg bzw. Inflation und Energiekrise. Normalerweise haben wir einen Jahresumsatz von rund 100.000 Euro, in diesem Jahr haben wir von unserer Auslieferung 17.800 Euro überwiesen bekommen", teilt Verlagsgründer Klaus Farin mit.
Seit Wochen habe das aus fünf Angestellten bestehende Verlagsteam mit externer Beratung an einem Krisenplan gearbeitet und viele Ideen für eine nachhaltige Sanierung entwickelt. Um diesen Plan umzusetzen, brauche der Verlag eine Grundfinanzierung für vier bis fünf interessante Neuerscheinung im Frühjahr und einen Stand auf der Leipziger Buchmesse bis eingereichte Förderanträge bewilligt würden. 60.000 Euro seien notwendig, um dem Verlag ein Jahr Zeit für den Neuaufbau zugeben.“
„Wir haben schon jetzt erste Zusagen bekommen und sind sehr optimistisch, aber das wirkt alles erst ab Herbst nächsten Jahres“, erklärt Klaus Farin. „Doch wenn wir keine neuen Titel veröffentlichen können, müssen wir aufgeben. Kein Verlag generiert Umsätze nur mit der Backlist.“ Noch bis Ende November habe der Hirnkost Verlag Zeit für eine Entscheidung – weitermachen oder aufgeben.
Gegründet wurde der Verlag, der sich auf engagierte Literatur zu Jugendkulturen, Flucht und Klassiker der utopischen Literatur spezialisiert hat, aus dem Archiv der Jugendkulturen heraus. Dessen Initiator und langjähriger Leiter Klaus Farin gründete den Verlag vor 20 Jahren und führt ihn seitdem ehrenamtlich als Geschäftsführer. Für sein Engagement wurde er unter anderem mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet: Im Dienste der Jugendkultur