Leipzig

Faber & Faber meldet Insolvenz an

3. November 2023
Nils Kahlefendt

Konzentration im Handel und massive Probleme im vergangenen Jahr, wo die Novitäten zwar bei der Kritik reüssierten, sich aber nicht im Handel durchsetzen konnten: Der Verlag Faber & Faber hat einen Insolvenzantrag gestellt. Das Amtsgericht Leipzig hat einen Insolvenzverwalter eingesetzt.

Michael Faber

Hiobs-Botschaft in der Buchstadt Leipzig: Zur Frankfurter Buchmesse war Faber & Faber noch mit einem Stand vertreten, Roswitha Quadflieg sollte ihren Roman "Ein Mann seiner Zeit" auf der Leseinsel der unabhängigen Verlage präsentieren. Nun ist eingetreten, was sich zuletzt in Gerüchtform immer weiter verdichtete: Der Verlag hat einen Insolvenzantrag gestellt, am 1. November hat das Amtsgericht Leipzig Axel Roth (Curator AG) als vorläufigen Insolvenzverwalter eingesetzt. "Ich stehe erst ganz am Anfang meiner Arbeit", sagte Roth gegenüber dem Börsenblatt. "Ich habe die Aufgabe, das Unternehmen gemeinsam mit der Geschäftsführung weiterzuführen und parallel zu prüfen, ob ein Insolvenzverfahren eröffnet wird. Wir müssen schauen, ob es eine Zukunftsperspektive gibt, ob eine Veräußerung ganz oder in Teilen möglich ist. Die laufende Geschäftstätigkeit, also auch der Verkauf der Bücher, bleibt davon zunächst unberührt." Dass Roth 2017 die Übernahme der Verlagsgruppe Seemann Henschel aus der Insolvenz durch den Medien-Unternehmer Michael Kölmel managte, gilt Insidern immerhin als gutes Omen.

 

Der 1990 von Elmar Faber und seinem Sohn Michael gegründete Verlag Faber & Faber gehörte zu den wenigen Nachwende-Gründungen, die die gebeutelte Buchstadt auch überregional im Gespräch hielten. Nachdem Michael Faber ins Amt des Leipziger Kulturbürgermeisters gewechselt war (von 2009 bis 2016) und sich kein geeigneter Mehrheitseigner finden ließ, wurde die Verlagsproduktion 2014 eingestellt; im Dezember 2017 verstarb der Verlagsgründer Elmar Faber. Im Herbst 2019 brachte Michael Faber den Verlag wieder an den Start, als Mitgesellschafter fungierten sein älterer Bruder, der Arzt Renaldo Faber, und Peter Herbst. Das Startprogramm umfasste 16 Titel, später pegelte sich der Output auf rund 20 Titel im Jahr ein. Acht freie Vertreter repräsentierten Faber & Faber in sechs deutschen Reisegebieten sowie in Österreich und der Schweiz; in Deutschland und Österreich übernahm LKG die Auslieferung.

In Schieflage geriet der Verlag offensichtlich vor allem mit der ausklingenden Pandemie, massiv im Jahr 2022: Die Novitäten reüssierten zwar bei der Kritik, konnten sich aber nicht im Handel durchsetzen, die Backlist-Verkäufe waren rückläufig. Die Konzentration im Handel tat ein Übriges; zuletzt soll sich die Zahl der Buchhandlungen, die Faber & Faber-Vertreter empfingen, nahezu halbiert haben. Dass ausgerechnet Faber & Faber beim Sächsischen Verlagspreis, bei dem 2022 sagenhafte 20 (!) Verlage mit jeweils 10.000 Euro bedacht wurden, leer ausging, war nur noch ein Tüpfel auf dem i. Bis zuletzt soll sich Michael Faber um Kooperationsmöglichkeiten mit anderen Verlagen bemüht haben, offenbar ohne Erfolg. 2019 begleitete er die Wiederbelebung von Faber & Faber mit dem alten Verleger-Scherz, er werde mit der Neugründung "ein kleines Vermögen" machen, da er ein großes darin einbringe. Zuletzt konnte auch das wiederholte Einschießen privaten Geldes nichts mehr heilen. Dass Faber sein Haus nun, nach – mit Unterbrechungen – 33 Jahren verlegerischer Arbeit zusperren muss, ist traurig – für den Unternehmer, aber auch für die Verlags- und Buchstadt Leipzig.