Übersetzerpreis an Claire de Oliveira
Der mit 10.000 Euro dotierte Eugen-Helmlé-Übersetzerpreis 2024 geht an die französische Übersetzerin Claire de Oliveira. Die Jury lobte ihre Kreativität und Texttreue.
Der mit 10.000 Euro dotierte Eugen-Helmlé-Übersetzerpreis 2024 geht an die französische Übersetzerin Claire de Oliveira. Die Jury lobte ihre Kreativität und Texttreue.
Claire de Oliveira hat wichtige Klassiker der deutschsprachigen Literatur neu ins Französische übersetzt, etwa Joseph Roth, Elias Canetti, Franz Kafka oder Thomas Manns "Zauberberg", den sie in einer vielfach preisgekrönten Übersetzung dem französischen Publikum völlig neu zugänglich macht – indem sie den Text "ohne Gefälligkeit und Anachronismus modernisiert, (…) das Süßliche ausmustert, die Wortspiele wiederherstellt, die der Mannschen Prosa ihren vollen Geschmack und ihre ganze Leichtigkeit, ja sogar ihren Humor zurückgeben – eine Sache, die in der ersten Version gar nicht erst wahrgenommen wurde," habe "Le Monde" geschrieben, zitiert die Mitteilung des Saarländischen Rundfunks.
Die Preisträgerin übersetzt außerdem prominente aktuelle Literatur aus Deutschland etwa von Iris Wolff, Botho Strauss oder Jenny Erpenbeck. Seit 1996 überträgt sie außerdem die Werke der Literaturnobelpreisträgerin Herta Müller. Darüber hinaus mache Claire de Oliveira, mit dem Land des ehemaligen Ostblocks vertraut, dem französischen Publikum auch rumänische Literatur zugänglich.
In der Begründung der Jury des Eugen Helmlé Übersetzerpreises heißt es: "Claire de Oliveiras Übersetzungen zeichnen sich durch Kreativität, Texttreue und eine genaue Kenntnis des literarischen und historischen Kontexts aus, in denen die übertragenen Werke entstanden sind." Für de Oliveira seien Literaturwissenschaft und Übersetzung "kommunizierende Röhren, die einander bedingen". Es sind ihre werktreuen und präzisen Übersetzungen, etwa von Herta Müllers Roman "Atemschaukel", die die Jury überzeugt, ja teils verblüfft hätten.
Am Montag, den 9. September, um 19.00 Uhr wird der Preis in der AULA in Sulzbach verliehen – verbunden mit einer Lesung aus Thomas Manns "Zauberberg". SR 2 KulturRadio sendet einen Mitschnitt der Veranstaltung am Mittwoch, 18. September, 19.15 Uhr in "Literatur im Gespräch".
Claire de Oliveira, geboren 1961, arbeitet als Übersetzerin und Literaturwissenschaftlerin. An der Pariser Université de la Sorbonne unterrichtet sie deutschsprachige Lyrik, Übersetzung und Übersetzungswissenschaft. Sie ist Vorsitzende der Jury des Nerval-Goethe-Preises und seit 2017 Mitglied der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung.
Der mit 10.000 Euro dotierte Eugen-Helmlé-Übersetzerpreis der Stiftung des Verbandes der Metall- und Elektroindustrie des Saarlandes (Stiftung ME Saar), der Stadt Sulzbach und des Saarländischen Rundfunks (SR) würdigt das Andenken des bedeutenden Sulzbacher Übersetzers und Autors. Die Auszeichnung sei längst Teil eines dichten Geflechts deutsch-französischer, kultureller Verbindungen. "Gerade Übersetzerinnen und Übersetzer leisten mit ihrer Arbeit hierfür einen wertvollen Beitrag und bringen uns unseren Nachbarn näher. Damit das gelingt, müssen sie tief in die Kultur des anderen eintauchen und nehmen die Leserinnen und Leser mit", so die Preisstifter.
Die bisherigen Preisträgerinnen und Preisträger waren Tobias Scheffel (2005), Claude Riehl (2006), Andrea Spingler (2007), Nicole Bary (2008), Lis Künzli (2009), Olivier Le Lay (2010), Holger Fock und Sabine Müller (2011), Alain Lance und Renate Lance-Otterbein (2012), Jürgen Ritte (2013), Cécile Wajsbrot (2014), Hinrich Schmidt-Henkel (2015), Anne Weber (2016), Simon Werle (2017), Olivier Mannoni (2018), Sonja Finck (2019) Corinna Gepner (2020), Andreas Jandl (2021), Barbara Fontaine (2022) und Nicola Denis (2023).