Yevgeniy Breyger wurde 1989 in Charkiw in der Ukraine geboren und siedelte mit seiner Familie 1999 nach Deutschland über. Er veröffentlichte mehrere Gedichtbände, zuletzt "Frieden ohne Krieg“ bei kookbooks, 2023. Für seine Arbeit erhielt er u. a. den Christine-Lavant-Preis und den Klopstock-Preis. Breyger lebt in Wien und lehrt Sprachkunst an der Universität für Angewandte Kunst Wien.
Jurybegründung: Yevgeniy Breygers "Frieden ohne Krieg“ ist ein Langgedicht, das sich in literarisch komplexer Form mit der über mehrere Generationen reichenden Familiengeschichte des Autors und mit der Bedrängnis auseinandersetzt, in die er durch den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine geraten ist. Als russischsprachig sozialisierter ukrainischer Jude, der in Deutschland aufgewachsen ist, erlebt Breyger einen "Krieg im Innern“, den er in brüchige poetische Bilder fasst und in eine rabiate Publikumsbeschimpfung gegen heutige Russlandfreunde und einen naiven Kulturbetrieb münden lässt. Eine Literatur von großer aktueller Dringlichkeit.
Elias Hirschl wurde 1994 in Wien geboren. Er ist Autor, Musiker, Slam Poet und schreibt für Theater und Radio. 2020 erhielt er den Reinhard-Priessnitz-Preis. Bücher u. a.: "Meine Freunde haben Adolf Hitler getötet und alles, was sie mir mitgebracht haben, ist dieses lausige T-Shirt“ (Roman, 2016), "Hundert schwarze Nähmaschinen“ (Roman, 2017) und bei Zsolnay die Romane "Salonfähig“ (2021) und "Content“ (2024).
Jurybegründung: Elias Hirschl hat mit "Content“ den Arbeiter- und Angestelltenroman neu interpretiert. Seine Persiflage auf entfremdete Formen der Gewinngenerierung und die damit zusammenhängenden degenerierenden Arbeitsverhältnisse ist im Setting einer digitalen Content-Farm angesiedelt, auf der eine Künstliche Intelligenz allmählich das Ruder übernimmt und Doppelgänger in Form von Avataren hervorbringt. Dies ist formal auf eine Weise zugespitzt, die performativ die Grenzen des Textes überschreitet und ins Bewusstsein seiner Leser:innen eingreift. Am Ende steht allen gemeinsam das Wasser bis zum Hals.
Hengameh Yaghoobifarah lebt und arbeitet in Berlin. Gemeinsam mit Fatma Aydemir hat Hengameh Yaghoobifarah 2019 den viel beachteten Essayband "Eure Heimat ist unser Albtraum“ herausgegeben. 2021 erschien der Debütroman "Ministerium der Träume“ bei Blumenbar, der ein SPIEGEL-Bestseller wurde. 2023 folgte der Kolumnen-Band "Habibitus“, der auf der Shortlist für den Kurt-Tucholsky-Preis stand. Gemeinsam mit Fatma Aydemir, Enrico Ippolito und Miryam Schellbach gibt Hengameh Yaghoobifarah seit 2023 "Delfi. Zeitschrift für neue Literatur heraus“. "Schwindel“ (Blumenbar) ist Hengameh Yaghoobifarahs zweiter Roman.
Jurybegründung: Hengameh Yaghoobifarahs Roman "Schwindel“ besticht durch den Mut – und auch die Lust – am Versuch: dem Versuch, in fast klaustrophobisch enger Form queere Lebens- und Liebesentwürfe sprachlich einzufangen und sichtbar zu machen. Zugleich entwirft Yaghoobifarah allgemeine Erzählungen über Verletzlichkeit und Begehren. Ein Kammerspiel auf dem Dach eines Hochhauses, das durch visuelle Effekte und absurden Slapstick Luft schafft in den beklemmend existenziellen Geschichten des alltäglichen Scheiterns individueller und gesellschaftlicher Befreiung.