Die Jury nennt Claudia Dathe in ihrer Begründung eine „wache und engagierte Zeitgenossin“.
„Mit bewundernswertem Sprachgefühl bringt sie die ukrainische und die russische Literatur in ein feines, melodisches Deutsch. Dass sie aus diesen beiden Sprachen übersetzt, ist in diesen Zeiten der zunehmenden Entfremdung und Anstachelung zum Hass ein wichtiges und mutiges Statement“, heißt es in der Begründung der Jury.
Es treffe sich, dass der diesjährige Friedenspreisträger des deutschen Buchhandels, der ukrainische Autor und Musiker Serhij Zhadan, unter anderem von Claudia Dathe übertragen wurde.
Claudia Dathe ist 1971 geboren und studierte Übersetzungswissenschaft und Betriebswirtschaftslehre in Leipzig, Polen und Russland. Nach längeren Auslandstätigkeiten in Kasachstan und der Ukraine arbeitete sie von 2009 bis 2020 als Koordinatorin für Projekte zum literarischen Übersetzen und zum europäischen Kulturaustausch am Slawischen Seminar der Universität Tübingen. Seit Mai 2021 koordiniert sie das Forschungsverbundprojekt „European Times“ an der Kulturwissenschaftlichen Fakultät der Europa-Universität Viadrina.
Sie übersetzt Literatur aus dem Russischen und Ukrainischen, unter anderem von Andrej Kurkow, Serhij Zhadan, Ostap Slyvynsky und Yevgenia Belorusets. Im Jahr 2020 wurde sie zusammen mit Yevgenia Belorusets für das Buch „Glückliche Fälle“ mit dem Internationalen Literaturpreis und 2021 für die Übersetzung von Serhij Zhadans Gedichtband „Antenne“ und Oleksii Tschupas Roman „Märchen aus meinem Luftschutzkeller“ mit dem Drahomán-Preis ausgezeichnet.
Auch Kultur- und Wissenschaftsdezernentin der Stadt Frankfurt Ina Hartwig gratuliert Dathe: „Mit ihren Übersetzungen etwa der Werke von Serhij Zhadan oder Andrej Kurkow eröffnet uns Claudia Dathe einen tiefen Einblick in den Reichtum und die Vielfalt der zeitgenössischen Literatur ukrainischer und russischer Sprache“, so Hartwig. „Wie wichtig diese akribische und engagierte Vermittlungsarbeit ist, zeigt sich aktuell besonders vor dem Hintergrund des schrecklichen Krieges, der so viel Leid und Elend verursacht.“
Die Laudatio hält Chrystyna Nazarkewytsch, Literaturwissenschaftlerin und Übersetzerin an der Universität Lwiw.