Preis der Leipziger Buchmesse 2025

Kristine Bilkau, Irina Rastorgueva und Thomas Weiler gewinnen

27. März 2025
Redaktion Börsenblatt

Eine mit Spannung erwartete Entscheidung: Soeben ist der 21. Preis der Leipziger Buchmesse in der Glashalle vor einem begeisterten Publikum vergeben worden. Hier erfahren Sie mehr über die drei Preisträger:innen.

Soeben wurden die Preisträger:innen der Leipziger Buchmesse 2025 vor einem begeisterten Publikum in der Glashalle ausgezeichnet:

  • In der Kategorie Belletristik entschied sich die Jury für Kristine Bilkau und ihren Roman "Halbinsel" (Luchterhand).
  • Den Preis in der Kategorie Sachbuch/Essayistik erhielt Irina Rastorgueva für "Pop-up-Propaganda. Epikrise der russischen Selbstvergiftung" (Matthes & Seitz Berlin).
  • In der Kategorie Übersetzung würdigte die Jury Thomas Weiler für die Übersetzung von "Feuerdörfer. Wehrmachtsverbrechen in Belarus – Zeitzeugen berichten" (Aufbau) aus dem Belarussischen von Ales Adamowitsch, Janka Bryl und Uladsimir Kalesnik.

Insgesamt wurden 506 Titel von 166 Verlagen eingereicht.

Die Preisträger:innen und die Begründungen: 

Freudige Überraschung: Kristine Bilkau

Kristine Bilkau (Kategorie Belleristik):

Zur Begründung: "Leicht nacherzählbar scheint dieses Buch zunächst, doch das ist eine Täuschung. Kristine Bilkau trägt sukzessive Schichten von Fragen ab, die verunsichern. Das unerwartet zusammengeführte Duo aus Mutter und erwachsener Tochter braucht mehr als guten Willen für ein neues Lebensmodell. Halbinsel ist ein sensibel gebauter Roman über emotionale Altlasten, über Großzügigkeit und über das Geschäft mit dem Klima-Gewissen."

Kritsine Bilkau, 1974 geboren, studierte Geschichte und Amerikanistik in Hamburg und New Orleans. Bereits ihr Romandebüt Die Glücklichen (Luchterhand, 2015) wurde mit dem Franz-Tumler-Preis, dem Klaus-Michael-Kühne-Preis und dem Hamburger Förderpreis für Literatur ausgezeichnet und in mehrere Sprachen übersetzt. Mit ihrem Roman Nebenan (Luchterhand, 2022) stand sie auf der Shortlist des Deutschen Buchpreises. Kristine Bilkau lebt mit ihrer Familie in Hamburg.

 Irina Rastorgueva geht mit einem Blumenstrauß von der Bühne zurück zu ihrem Platz

Nachdenkliche Freude: Irina Rastorgueva

Irina Rastorgueva (Kategorie Sachbuch):

Zur Begründung: Der Comic in der Mitte zeugt von bitterem Humor. Der Ernst der Lage zeigt sich im Text, der so einige Rätsel löst, die sich seit dem russischen Überfall auf die Ukraine angestaut haben. Irina Rastorgueva seziert die Gesellschaft, indem sie die Sprache analysiert. Was sie Pop-up-Propaganda nennt, ist eine Art LTI für Putins Russland, eine Bestandsaufnahme diktatorischen Sprechens in dem Sinne, wie Victor Klemperer es einst tat.

Irina Rastorgueva, 1983 in Juschno-Sachalinsk geboren, ist Autorin, Grafikerin und Übersetzerin. Sie studierte Philologie an der Staatlichen Universität Sachalin und arbeitete als Kulturjournalistin und Dozentin für Journalistik. 2011 gründete sie das Kulturmagazin ProSakhalin. Von 2011 bis 2017 war sie Dramaturgin am Tschechow-Theater Sachalin. Gemeinsam mit Thomas Martin gibt sie die Werke von Georgi Demidow im Verlag Galiani heraus.

Thomas Weiler bedankt sich am Rednerpult

Übersetzer der Spitzenklasse: Thomas Weiler

Thomas Weiler (Kategorie Übersetzung):

Zur Begründung: Anfang der 70er-Jahre haben Ales Adamowitsch, Janka Bryl und Uladsimir Kalesnik mit Hunderten Überlebenden aus von der Wehrmacht niedergebrannten belarussischen Dörfern gesprochen. Thomas Weiler macht die unvorstellbaren Aussagen der Dorfbewohner:innen nun erstmals einer deutschen Leserschaft zugänglich. Seine am Mündlichen orientierte Übersetzung entlarvt die entsetzliche Grausamkeit des Erlebten und zeigt die Grenzen der Sprache in der brennenden Wahrheit dieser Berichte auf.

Thomas Weiler, 1978 im Schwarzwald geboren, absolvierte ein Diplom-Übersetzerstudium in Leipzig, Berlin und St. Petersburg. Seit 2007 ist er als freier Übersetzer aus dem Polnischen, Russischen und Belarusischen tätig. Thomas Weiler übersetzt Belletristik, Lyrik und Kinderbücher. Er erhielt u. a. den Deutschen Jugendliteraturpreis, den Karl-Dedecius-Preis, den Paul-Celan-Preis und die August-Wilhelm-von-Schlegel-Gastprofessur für Poetik der Übersetzung.

Die Jury:

Die siebenköpfige Jury vom Preis der Leipziger Buchmesse sichtet jedes Jahr die zahlreichen Einreichungen der Verlage und kürt die Gewinner:innen der drei Kategorien in der großen Preisverleihung im Rahmen der Leipziger Buchmesse. Lernen Sie hier die Jurymitlgieder in ihren persönlichen Portraits kennen:

Termine am Freitag auf der Leipziger Buchmesse

Am zweiten Messetag haben zwei der frisch gekürten Preisträger:innen ihren eigenen Auftritt: Um 11 Uhr ist Kristine Bilkau, Gewinnerin der Kategorie Belletristik in der Bloggerlounge BL:OOM zu Gast. Um 15 Uhr kommt Thomas Weiler, Preisträger der Kategorie Übersetzung, zu Lesung und Gespräch ins Übersetzungszentrum im Forum International.

Zum Preis:

Der Preis der Leipziger Buchmesse ist ein besonderer Preis. Denn mit seinen drei Kategorien – Belletristik, Sachbuch/Essayistik und Übersetzung – bildet er in seiner ganzen Vielfalt herausragende Gegenwartsliteratur ab. Der Preis ist mit 60.000 Euro dotiert und wird seit 2005 von einer siebenköpfigen Jury vergeben.

Der Freistaat Sachsen und die Stadt Leipzig unterstützen den Preis. Partner ist das Literarische Colloquium Berlin. Als Medienpartner fungieren das Kundenmagazin buchjournal, der Deutschlandfunk Kultur und die "Welt am Sonntag".