#FreeAllWords

Stimme aus dem Gefängnis

9. Dezember 2022
Redaktion Börsenblatt

Seit dem Start der Internationalen Übersetzungsinitiative #FreeAllWords im Juni 2022 ist viel passiert. Mehr als 70 Übersetzende sind inzwischen aktiv. Gerade wurden die Gedächtnismemoiren des Friedensnobelrepisträgers Aleś Bialacki vorgelegt.

Gesellschaft in Belarus unter Druck

Im Oktober 2022 erkannte das Nobel-Komitee in Oslo dem belarusischen Rechtsanwalt und Philosophen Aleś Bialacki (auch: Bialiatski oder Belyatsky), dem ukrainische Zentrum für bürgerliche Freiheiten (Center for Civil Liberties, CCL), sowie der russischen Menschenrechtsorganisationen Memorial den Friedens­nobelpreis 2022 zu. Aleś Bialacki, Gründer der Menschenrechtsorganisation Viasna (auch: Wjasna, “Frühling”), befindet sich aktuell unter dem Vorwand der Steuerhinterziehung bereits zum zweiten Mal in Haft. Während der pro-demokratischen Proteste nach den wohl manipulierten Präsidentschaftswahlen 2020 engagierte sich „Wjasna“ in Belarus für Versammlungsfreiheit, die Verteidigung der Rechte politischer Gefangener, und die akribische Dokumentation von abertausenden Menschenrechtsverletzungen.

Dokumente von "Hoffnung und Schmerz"

Wenige Tage vor der Verleihungzeremonie in Oslo am 10. Dezember 2022 liegen nun Aleś Bialacki Texte in sieben Sprachen vor: Übersetzer:innen von #FreeAllWords haben zwei Kapitel aus seinem Gefängnistagebuch von 2014 (“The prison notebooks”/ Karychnevy Szysztak) in Rekordzeit ins Englische, Ungarische, Litauische, Finnische, Französische, Spanische und Dänische übertragen. Bialacki beschreibe eindringlich seine Erfahrungen bei seinem ersten Gefängnisaufenthalt von 2011 bis 2014, so die Initiatoren.

  • Die englische Übersetzung von Jim Dingley ist auf der website freeallwords.org verfügbar.
  • Die deutsche Fassung “Träume” ist von Lydia Nagel.

„In Belarus greift ein Dikator seit Jahren sein eigenes Volk mit Terror und Gewalt an“, erklärt die Präsidentin des European Writers' Council Nina George. “Die Tagebuchauszüge von Ales Bjaljazki dokumentieren Angst, Zorn, Hoffnung und Schmerz. Und sollten uns eine Mahnung sein, nicht wegzusehen, und die Menschen und die wehrhafte Kultur in Belarus nicht zu vergessen.”

#FreeAllWords

Mittlerweile agieren 71 Übersetzer:innen aus 24 Ländern, die Erfahrung mit Übersetzungen aus dem Ukrainischen, Belarusischen und Russischen haben, für den spendenbasierten Text- und Übersetzungsfonds, der zum Jahresende auf eine starke Bilanz verweisen kann:

  • Seit dem Start von #FreeAllWords im Juni 2022 wurden Werke von elf Autor:innen aus Belarus und von fünf aus der Ukraine in bisher neun Sprachen übersetzt (Dänisch, Deutsch, Englisch, Finnisch, Französisch Litauisch, Rumänisch, Spanisch und Ungarisch).
  • Alle Autor:innen, Übersetzer:innen und Texte werden auf der Website von #FreeAllWords https://freeallwords.org/ vorgestellt.
  • Medien und Literaturinstitutionen sowie Autor:innen – und Übersetzer:innenverbände sind eingeladen, diese Texte sowie bereit gestellte Hintergrundinformationen frei zu nutzen, um auf die Situation der Schriftsteller und Schriftstellerinnen in der Ukraine und in Belarus aufmerksam zu machen.