Ob im Gegenzug das realistische Jugendbuch wieder Marktanteile wettmachen kann, bleibt abzuwarten. Einer der erfolgreichsten Verlage im Segment Young und New Adult ist dtv – und Susanne Stark, Programmleiterin dtv junior und Junge Belletristik, betont jedenfalls: "Das realistische Jugendbuch ist uns weiterhin sehr wichtig" Und verweist auf einen neuen Roman von Christian Linker, der im Juli erscheint: "Was wäre, wenn die Welt unsere wäre?" Erzählt aus drei unterschiedlichen Perspektiven, geht es um den Kampf um Freiheit sowie den scheinbaren Reiz von autoritären Systemen. "Das ist genau das Buch, das wir gerade brauchen", meint Stark. Aus ungewöhnlicher Perspektive erzählt Maja Nielsen über ein autoritäres System: "Das falsche Leben" erscheint im Juli bei Gerstenberg. Der 16-jährige Protagonist flieht mit seiner Familie von der BRD in die DDR, weil sein Vater als Spion enttarnt wurde. Die Rückkehr in den Westen misslingt, und die Familie landet im Stasi-Gefängnis Bautzen.
Auch ein Blick auf die von der Jugendjury nominierten Titel für den Deutschen Jugendliteraturpreis zeigt, dass die Mitglieder der sechs Leseclubs realistische Geschichten schätzen. Sicher, das sind Jugendliche, die viel lesen – aber die brauchen schließlich auch Lektüre. Und offensichtlich wünschen sie sich welche, in der ihre Fragen im Hier und Jetzt verhandelt werden anstatt in fernen Galaxien. So lässt sich vielleicht auch der Erfolg einer Autorin wie Eva Rottmann erklären, deren Geschichten-Band "Fucking fucking schön" (Jacoby & Stuart) sowohl den Jahres-Luchs von Zeit und Radio Bremen erhielt, als auch von der Jugendjury für den Deutschen Jugendliteraturpreis nominiert wurde – Bücher wie diese sind rar, und es zahlt sich aus, an ihrer Publikation festzuhalten.