Ehrengast Italien

Roberto Saviano kommt zur Buchmesse

3. Juni 2024
Redaktion Börsenblatt

Für die offizielle Delegation des Ehrengasts Italien wurde der Autor und Journalist Roberto Saviano nicht berücksichtigt, aber er wird dennoch zur Buchmesse kommen – auf Einladung seines deutschen Verlags, des ZDF und der Buchmesse.

Roberto Saviano 

"ZDF, die Buchmesse und wir, der Hanser Verlag, sind bereits seit längerer Zeit im Gespräch bezüglich Roberto Saviano. Wir freuen uns sehr, dass der Autor zur Frankfurter Buchmesse kommen wird", bestätigt der Hanser Verlag auf Anfrage (3. Juni). Dass sein deutscher Verlag Saviano einladen wird, hatte Juergen Boos, Direktor der Frankfurter Buchmesse, bereits auf der Pressekonferenz zum Ehrengast-Auftritt Italiens am 28. Mai erklärt.

Hintergrund:

Auf der Pressekonferenz am 28. Mai stand Mafia-Enthüllungsjournalist Roberto Saviano (aktuelles Buch: "Falcone", Hanser, Februar 2024) nicht auf der Liste der offiziellen Delegation Italiens. Er sei nicht eingeladen worden, erklärte dort Mauro Mazza, Sonderbeauftragter der italienischen Regierung zum Ehrengastauftritt. Das führte zu scharfen Reaktionen in den italienischen Medien. In einem Interview mit "La Stampa" (29. Mai) sagte Saviano: "Ich bin stolz darauf, nicht von der, wie ich finde, ignorantesten Regierung in der italienischen Geschichte eingeladen worden zu sein. Je mehr sie zensieren und blockieren, desto mehr verschafft sich die Kultur- und Zivilgesellschaft Gehör und stellt sich auf die andere Seite der Strafmaßnahmen und Racheaktionen." Der italienische Kulturbetrieb hatte den Zuständigen in Rom vorgeworfen, heißt es weiter, nicht genehme und regierungskritische Stimmen von der offiziellen Delegation auszuschließen.

Der italienische Verlegerverband AIE sah sich offenbar durch die öffentliche Debatte in Italien veranlasst, einen Tag nach der Pressekonferenz in einem eigenen Statement (29. Mai) zu erklären, dass die Auswahl der offiziellen Delegation in einem "fruchtbaren Dialog" mit Verlagen und Literaturagenten getroffen worden sei. "Unter den Vorschlägen, auf deren Grundlage das Programm erstellt wurde, fehlten natürlich viele Autoren, darunter, zumindest bis jetzt, Roberto Saviano." Der Verband betont aber: "Die AIE hätte niemals eine Einmischung von außen in den Willen der Verleger zugelassen und wird dies auch niemals tun."

Eine nachträgliche Einladung (darauf deutet der Einschub "zumindest bis jetzt" im obigen AIE-Statement hin) in die offizielle Delegation hat Saviano laut Medienberichten vom 31. Mai abgelehnt.

Aufgrund der Nicht-Berücksichtigung von Saviano haben einige der 100 Autor:innen laut italienischer Medien ihre Teilnahme an der offiziellen Delegation offenbar in Frage gestellt. Darauf reagierte die AIE am 31. Mai mit einem weiteren Statement: "Die Buchmesse ist der richtige Ort, um die unterschiedlichen Meinungen zu äußern. Ich lade die am Programm beteiligten Autoren ein, anwesend zu sein, zur Internationalen Buchmesse nach Frankfurt zu kommen und genau das im Rahmen des Programms im Italienischen Pavillon anlässlich des Ehrengastes Italien in Frankfurt 2024 zu tun", so AIE-Präsident Innocenzo Cipolletta am Rande des Internationalen Wirtschaftsfestivals in Turin. "Es ist offensichtlich, dass es ein Problem gegeben hat und dass man versucht hat, es erneut zu lösen", fuhr er fort. "Frankfurt ist eine große Chance für uns, für unsere Verlagsbranche, für unsere Autoren. Ich möchte Sie wirklich bitten, diese schöne Gelegenheit nicht zu verpassen. Jeder wird sich natürlich selbstverständlich völlig frei äußern können. Aber dort, vor Ort. Eine Zersplitterung unserer Kräfte würde nur dazu dienen, unser Verlagswesen und unsere gemeinsame Stimme zu schwächen."