Es fällt momentan schwer in einer Vergangenheitsform über Oliver Zille zu schreiben. Er hat unglaublich viel für diese Messe, für die Buchbranche an sich und somit auch für die Stadt Leipzig geleistet. Er hat die Buchmesse in den 90er Jahren komplett neu aufgebaut und mit dem Lesefest "Leipzig liest!" zu einer großartigen Publikumsmesse gemacht.
Er kämpfte immer, wenn wieder mal alles wankte und ich kann mir vorstellen, dass der eine oder andere Verlag sich auch wegen seiner Person für einen Messestand in Leipzig entschied. Oliver Zille war und ist authentisch und ehrlich, innerhalb der eigenen Reihen konnte er aber auch schon mal unbequem werden, wenn es sein musste. Solche Leute sind selten. Das alles ist ihm nicht zugefallen, er hat sich das hart erarbeitet.
Wir, die kleineren Buchhandlungs- und Verlagsunternehmen, wussten immer seinen Einsatz für unsere Belange zu schätzen, dafür bedanken wir uns hiermit! Und Oliver Zille ist jemand, der sich auch für Inhalte interessiert und die Buchmesse durchaus im besten Sinne politisch gestaltete. So wurde er 2013 auch für seine Verdienste um die Literaturvermittlung von der französischen Regierung zum "Ritter der Künste" ernannt.
Vielleicht war es ja seinerseits eine kluge persönliche Enscheidung. Wer weiß, was für eine Geschichte dahintersteht, welchen Weg die Leipziger Messegesellschaft zukünftig einschlagen möchte. Wir können nur spekulieren. Vielleicht waren es auch mittlerweile zu viele Kompromisse, denen man in führender Position zustimmen musste – und vielleicht macht man dann irgendwann doch den Weg frei für Neues. Fest steht, die Branche und die Stadt Leipzig verlieren hier eine wichtige und erfahrene Persönlichkeit der Buchbranche. Wir hoffen jedenfalls, dass für Oliver Zille zum Ende des Jahres ein neues, ein schönes, ein zweites Leben beginnt!
(mit Erlaubnis zitiert aus dem Newsletter der Buchhandlung)