Hans Altenhein erinnert an Frank Benseler
Im Dezember ist der frühere Luchterhand-Lektor Frank Benseler gestorben. Der ehemalige Luchterhand-Verleger Hans Altenhein erinnert sich in seinem Nachruf an Benseler, "einen freundlichen Revolutionär".
Im Dezember ist der frühere Luchterhand-Lektor Frank Benseler gestorben. Der ehemalige Luchterhand-Verleger Hans Altenhein erinnert sich in seinem Nachruf an Benseler, "einen freundlichen Revolutionär".
Frank Benseler war einer der Lektoren, die, unbemerkt von der Öffentlichkeit, ganze Verlagsprogramme bestimmen. Als Jurist mit einem Zusatzstudium in Soziologie trat er 1957 im Neuwieder Luchterhand Verlag ein, gründete das Soziologische Lektorat als Rehabilitations-Zentrum einer Jahre zuvor noch verfemten Wissenschaft und begann die Werkausgabe von Georg Lukàcs, die dann für lange Zeit sein Arbeitsfeld blieb.
Daneben interessierte ihn das literarische Programm, er schloss Bekanntschaft mit Anna Seghers wie mit Günter Grass. Ab 1967 war Benseler einer der Köpfe der „Literaturproduzenten“, einer Bewegung, die auf den Frankfurter Buchmessen von 1967 und 1968 für kurze Zeit die Branche erschreckte.
Seinem Verleger Eduard Reifferscheid präsentierte er zum 70. Geburtstag 1969 eine Festschrift des Soziologischen Lektorats, die mit einem kritischen Text von Friedrich Engels begann („Von der Autorität“). Drei Jahre später entließ der Verleger, dem die Verwirklichung seiner eigenen linken Jugendträume zu weit ging, seinen Programm-Macher in eine akademische Karriere an der Universität Paderborn.
Vor Weihnachten 2021 ist Frank Benseler mit 92 Jahren gestorben. Ich habe nie einen beleseneren und freundlicheren Revolutionär kennen gelernt.
Hans Altenhein