Gerda Scheffel ist tot
Die Übersetzerin Gerda Scheffel ist am 1. Februar im Alter von 95 Jahren in Frankfurt gestorben. Sie gehörte zu den wichtigsten Übersetzer:innen französischer Literatur in Deutschland.
Die Übersetzerin Gerda Scheffel ist am 1. Februar im Alter von 95 Jahren in Frankfurt gestorben. Sie gehörte zu den wichtigsten Übersetzer:innen französischer Literatur in Deutschland.
Nach einer Ausbildung als Buchhändlerin und einem Studienaufenthalt in Frankreich begann die 1926 in Leipzig geborene Gerda Scheffel Mitte der Fünfziger Jahre zu übersetzen (zunächst häufig zusammen mit ihrem Mann, dem Übersetzer Helmut Scheffel). Sie wurde rasch zu einer engagierten Vermittlerin der im Nachkriegsdeutschland noch wenig bekannten französischen Gegenwartsautoren, des französischen Nouveau Roman. Sie übersetzte in dieser Zeit Autor:innen wie Michel Butor, Robert Pinget und Nathalie Sarraute.
In Zusammenarbeit mit deutschen Rundfunkredaktionen vermittelte und übersetzte sie zahlreiche Hörspiele. Mitte der Siebziger Jahre wandte Gerda Scheffel sich verstärkt dem Übersetzen von Theaterstücken zu und übersetzte unter anderem die „Figaro-Trilogie“ von Beaumarchais neu.
Ausgelöst durch die Tournee der aufsehenerregenden Inszenierung von „La Dispute“ von Patrice Chéreau 1976, begann ihre intensive Beschäftigung mit Marivaux, dem in Deutschland damals weitgehend unbekannten großen französischen Theaterklassiker: In den folgenden Jahren übertrug sie nicht nur den wesentlichen Teil seines Komödienwerks neu sondern erstmals auch Prosa und Essays Marivaux', dessen Texte sie in mehreren Ausgaben herausgab und für Lesungen arrangierte.
1979 wurde sie gemeinsam mit Helmut Scheffel mit dem Johann-Heinrich-Voss-Preis der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung ausgezeichnet. Für ihre Marivaux-Übersetzungen ist sie 1989 vom französischen Staat mit dem Orden der Palmes académiques geehrt worden. „Erst dank ihrer Vermittlung konnte die sprachspsychologische Komplexität des sogenannten ‚marivaudage’ ein deutsches Publikum erreichen“, schrieb damals die F.A.Z..