Leider kann ich aus meiner Erfahrung heraus dem Appell der Literaturhäuser nicht zustimmen. Warum?
Die Erklärung spricht von der „Literaturvermittlung“, gemeint sind aber ausschließlich die Literaturhäuser, nicht die anderen Einrichtungen, die auch Literatur vermitteln und zwar flächendeckend, nicht nur in den großen Städten. Vor allem Buchhandlungen und Bibliotheken. Jeden Tag!
Diese Einrichtungen, die sich, ebenso wie die Literaturhäuser, um Literaturvermittlung kümmern, werden in der Erklärung nicht erwähnt, obwohl sie unter deutlich schwierigeren Bedingungen arbeiten, z.B. müssen die Honorare meistens über den Eintrittspreis finanziert werden. Das ist ein großer Unterschied zu den Literaturhäusern, die über Festpersonal und Honorar-Budgets (nicht zu knappe) verfügen. Und eigenes Werbe- und Kommunikations-Personal mit entsprechendem Budget kommt dazu. Es ist gerade eine Woche her, dass meine Frage nach einer Veranstaltung mit einem (bekannten) Autor von der Vertreterin mit dem Satz beantwortet wurde: „Sie werden verstehen, dass bei einem Autor dieser Größenordnung die Literaturhäuser den Vortritt haben. Die zahlen alle Honorare und ziehen mehr Publikum.“
In diesem Appell wird auch behauptet, dass „Verlage ... nach der Pandemie erheblich, bis zu 50% angehobene Honorare“ aufriefen. Widerspruch! Ein paar Anrufe bei den Verlagen und meine eigene Erfahrungen bestätigen: dem ist nicht so.
Ich habe auch während der Pandemie immer wieder Literatur-Veranstaltungen angeboten, Schriftsteller eingeladen, Honorare mit Verlagen und Autoren abgestimmt.
Ergebnis: Keine Honorar-Erhöhungen, schon gar nicht „bis zu 50%“. Alle sind froh, wenn es wieder Veranstaltungen gibt. Woher kommen diese Zahlen?
Der Text richtet sich an die Staatsministerin Claudia Roth mit dem Appell, „die finanzielle Förderung von Literaturveranstaltern auszuweiten.“ Da hätten wir alle nichts dagegen, nur so ist nicht gemeint, wie wir weiterlesen: Nur mit einem „klaren finanziellen Bekenntnis“ könne die „einzigartige Form des Literaturhauses“ aufrechterhalten und weiterentwickelt werden. Jetzt ist die Katze aus dem Sack.
Nicht alle „Literaturvermittler“ sollen gefördert werden, sondern lediglich die „Literaturhäuser“, sonst nichts.
Kollegial ist das nicht…
Claudia Roth wird den Braten riechen…
Kurt Idrizovic
Buchhandlung am Obstmarkt Augsburg
Ulrich Dombrowsky
Kollege Dombrowsky hat recht! Gemeinsam müssen ir für die Kultur einstehen!
Für den Buchhandel hat es in letzten Jahr erstmals die "Anerkennungsprämie" der BKM für Buchhandlungen gegeben, irgendwie war es eine Art "Leistungsprämie für Kulturarbeit von Unternehmen (Buchhandlungen)". Fand ich toll und hoffe, dass es sie wieder geben wird, denn genauso wie mit der Buchpreisbindung könnte man da mischkalkulieren, und mit die "Prämie" kalkulieren für defizitäre Veranstaltungen und Veranstaltungsformate. Also, lasst uns zusammenschließen und aufrufen, ja, auch wir sind Literatur-/KulturvermittlerInnen, auch wir geraten unter die Räder, legt die "Anerkennungsprämie" der BKM neu auf!