Ungarn

Queere Bücher nur noch in Plastikfolie im Buchhandel

13. Juli 2023
Redaktion Börsenblatt

Ungarns größte Buchhandelskette stellt Bücher mit queeren Inhalten nur noch eingeschweißt ins Regal, um das Durchstöbern zu verhindern. Es ist der nächste Akt des sogenannten „Kinderschutzgesetzes“, das seit 2021 in Ungarn gilt und heftig kritisiert wird.

Seit kurzem gehört die ungarische Buchhandelskette Libri der regierungsnahen Stiftung Mathias Corvinus Collegium an und geht nun gegen Bücher mit queeren Inhalten vor, indem sie diese nur noch foliert in den Läden vorrätig hält. Der Buchhändler beruft sich damit auf das sogenannte „Kinderschutzgesetz“, das 2021 in Ungarn verabschiedet wurde, wie „Spiegel“ und der „Guardian“ berichten. Es verbietet Medien in Bildungsmaterial und TV-Sendungen beispielsweise Kinder und Jugendliche über Sexualität und Geschlechtsidentitäten jenseits heteronormativer Gesellschaftsbilder aufzuklären.

Buchhandlungen müssen mit Strafen rechnen, wenn sie Inhalte nicht aussortieren oder mit entsprechenden Warnhinweisen versehen, wie das Beispiel der Verlagsgruppe Lira zeigt: Bußgeld, weil Warnhinweis auf Kinderbuch fehlt.

Die Buchhandelskette Libri sei nun von der Verbraucherschutzbehörde aufgefordert worden, queere Bücher gesondert zu verpacken oder getrennt von anderen Büchern anzubieten. Auch andere Buchhändler seien dem Vorbild von Libri bereits gefolgt.

Im April 2022 scheiterte ein LGBTQ-Referendum knapp an der Wahlbeteiligung – fast hätten Kinder- und Jugendbücher gar nicht mehr in ungarischen Buchläden öffentlich präsentiert werden dürfen.