Fachgruppenversammlung Sortiment

"Miteinander sprechen und geschlossen auftreten"

6. November 2024
Christina Schulte

Eine mögliche Änderung des Preisbindungsgesetzes, die Beitragsanpassung des Börsenvereins und die Themen, denen sich der neu gewählte Sortimenter-Ausschuss in seiner Amtszeit widmen möchte, wurden bei der Fachgruppenversammlung Sortiment, die am Dienstag digital stattgefunden hat, diskutiert.

Christiane Schulz-Rother, Vorsitzende des Ausschusses für den Sortimentsbuchhandel, informierte über aktuelle Themen

Christiane Schulz-Rother, die Vorsitzende des Sortimenter-Ausschusses (SoA), ermunterte die rund 40 Teilnehmerinnen und Teilnehmer, die Zukunft der Branche mitzugestalten. Zur Sitzung war auch Klaus Gravemann, Schatzmeister des Börsenvereins, gekommen. Er stand Rede und Antwort und erläuterte nochmals den geplanten Flextarif. Der Hanauer Buchhändler Dieter Dausien führte an, "dass wir die Leistungen des Börsenvereins erhalten wollen, zumal in den letzten Jahren aus Kostengründen schon einige Leistungen zurückgefahren worden sind". Gleichwohl wäre es ihm lieber, wenn sich die Beitragsgerechtigkeit zwischen großen und kleinen Mitgliedern besser herstellen ließe. Buchhändler Jörg Robbert fragte, inwieweit der Beitragsanpassung eine Kostensenkung gegenüberstehen würde. Dazu sagte Peter Kraus vom Cleff, Hauptgeschäftsführer des Börsenvereins, dass die letzten zweidreiviertel Jahre bereits auf die Kostenbremse getreten wurde. "Wir erledigen zusätzliche Anforderungen mit weniger Personal." Als Beispiele nannte er die Entwaldungs-Verordnung, Initiativen zur Frequenzbelebung in den Innenstädten oder die Unterstützung bei der Suche nach Nachfolger:innen. Schulz-Rother unterstrich: "Wir können den Verband nicht totsparen."

Strategieworkshop des SoA

Die Berliner Buchhändlerin berichtete vom Strategieworkshop des SoA, der Anfang Oktober stattgefunden hat. Es ging dabei u.a. um Prozessoptimierungen, die Montagsbelieferung, Bürokratieabbau und Remissionen. Zudem hat sich der SoA auf die Fahnen geschrieben, die Kommunikation des SoA nach innen und nach außen zu intensivieren.

Die Buchhändlerin Birgit Grallert aus Leipzig thematisierte die Übernahme von Weltbild-Teilen und damit wachsende Marktmacht von Thalia. Peter Kraus vom Cleff informierte, dass einzelne Marktteilnehmer in dieser Sache vom Kartellamt befragt wurden. Der Verband hingegen nicht, weil er kein Marktteilnehmer sei.

Diskussion um Kooptierung

Bei der Sitzung ging es auch um die Frage der Kooptierung von Mitgliedern in unterschiedlichen Gremien. Bei den Fachausschüssen ist dies bereits laut Satzung seit vielen Jahrzehnten möglich, für den Vorstand soll dies in der Hauptversammlung entschieden werden. Eine Kooptierung wurde beispielsweise von Buchhändler Veit Hoffmann kritisch gesehen, ebenso von Birgit Grallert und Jörg Robbert. Es sollte keiner z.B. in den Fachausschüssen vertreten sein, der nicht direkt von der gesamten Fachgruppe gewählt worden ist. Besonders, wenn Mitglieder aus großen Buchhandlungen kooptiert würden, hätten sie andere Interessen, meinte Grallert. Dazu sagte Peter Kraus vom Cleff: "Die Stärke des Börsenvereins ist, dass man miteinander spricht und gegenüber der Politik geschlossen auftritt."

Referentenentwurf zum Preisbindungsgesetz

Reinhilde Rösch, Juristin beim Börsenverein, erläuterte eine mögliche Änderung des Buchpreisbindungsgesetzes. Es liege ein Referentenentwurf aus dem Wirtschaftsministerium vor, in dem es um das sogenannte Ebay-Urteil geht. Kurz zur Erinnerung: 2019 hatte Ebay einen Adventsrabatt von zehn Prozent auf alle Artikel gewährt – auch auf preisgebundene Bücher. Dabei haben die Käufer 90 Prozent bezahlt und Ebay hat zehn Prozent erstattet (aus seiner 15-prozentigen Umsatzprovision). Der Börsenverein hatte darauf hin auf Preisbindungsverstoß geklagt. Im Mai 2023 kam das OLG Frankfurt zu dem Urteil, dass kein Verstoß gegen die Preisbindung vorliege. "Dreieckskonstellationen wie diese stellen eine Schwäche des Preisbindungsgesetzes dar", so Rösch. Daher haben man den Gesetzgeber aufgerufen, tätig zu werden. Der nun vorliegende Entwurf sei "sehr einfach gestrickt". Der Verband habe nun eine Stellungnahme gegenüber dem Wirtschaftsministerium abgegeben und werde sich weiter mit den Ministerien und Parlamentariern austauschen.

Jubiläumskongress

Debattiert wurde auch über die Ticketpreise für den Branchenkongress anlässlich des 200. Jubiläums des Börsenvereins am 5. und 6. Juni 2025 in Berlin. Dieter Dausien hält die Gebühren (auch mit Mitglieder- und Solidaritätsrabatt) für zu hoch, da noch weitere Kosten, etwa für die An- und Abreise und Unterkunft, dazukämen. Christiane Schulz-Rother sagte, dass für den Preis ein hochkarätiges und umfassendes Programm geboten werde und dass Mitglieder darüber hinaus im Jubiläumsjahr zahlreiche kostenfreie Formate und Veranstaltungen nutzen könnten.