Für Applebaum hat die Verbindung von Autokratie und imperialen Eroberungskriegen dabei Methode:
„Wer glaubt, dass er und sein Regime das Recht hat, alle Institutionen, Informationen und Organisationen zu kontrollieren; dass man Menschen nicht nur ihre Grundrechte nehmen kann, sondern auch ihre Identität, ihre Sprache, ihr Eigentum und ihr Leben, der glaubt natürlich auch, dass er das Recht hat, jedem nach Belieben mit Gewalt zu begegnen.“
Die Aufgabe, gegen Russland und andere Autokratien aufzustehen, ist für die Friedenspreisträgerin aber keineswegs nur rein militärischer Natur: Die stärksten Waffen im Kampf gegen die Diktatur seien „unsere Grundsätze, unsere Ideale und die Bündnisse, die wir um sie herum aufgebaut haben“, betonte die Friedenspreisträgerin, die vom Paulskirchen-Publikum mit „Standing Ovations“ bedacht wurde.
Ihre Rede war dabei sehr deutlich auch an politische Strömungen in Deutschland adressiert, die laut nach Frieden rufen, aber nicht den Preis dafür nennen:
„Dies ist auch ein Kampf gegen die Hoffnungslosigkeit, den Pessimismus und die schleichende Anziehungskraft der Autokratie, die bisweilen im Gewand einer verlogenen Sprache des `Friedens´ daherkommt.
Die Behauptung, dass Autokratie sicher und stabil ist, während Demokratien Kriege schüren, oder dass Autokratien traditionelle Werte bewahren, während Demokratien »entarten« – auch dieses Gerede wird von Russland und der autokratischen Welt verbreitet, aber auch von Menschen in unseren eigenen Gesellschaften, die bereit sind, das vom russischen Staat verursachte Blutvergießen und Vernichtungswerk hinzunehmen.
Wer die Zerstörung fremder Demokratien akzeptiert, ist weniger bereit, gegen die Zerstörung der eigenen Demokratie zu kämpfen. Selbstgefälligkeit ist wie ein Virus, das sich schnell über Grenzen hinweg ausbreitet.“