Monika Grütters schreibt zum Abschied von Alexander Skipis

Ära eines Tatkräftigen

22. Oktober 2021
Monika Grütters

Die Kulturstaatsministerin würdigt Alexander Skipis, dessen Zeit als Hauptgeschäftsführer des Börsenvereins zum Jahreswechsel endet.

»Von den vielen Welten, die der Mensch nicht von der Natur geschenkt bekam, sondern aus dem eigenen Geist erschaffen hat, ist die Welt der Bücher die größte«, schrieb Hermann Hesse in seinem Essay »Magie des Buches«. Kein Menschenleben reiche aus, so Hesse weiter, um die Gesetze und Spielregeln dieser künstlichen und komplizierten Welt ganz zu beherrschen.

Alexander Skipis hatte als Hauptgeschäftsführer des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels wahrlich kein ganzes Menschenleben dafür Zeit. Dennoch hat er es in den vergangenen fast 16 Jahren geschafft, wichtige Spiel­regeln und Gesetze der Welt der Bücher nicht nur souverän zu beherrschen, ­sondern auch mit zu prägen.

Er hat die vielfältigen Interessen der Buch- und Verlagsbranche in dieser Zeit ebenso überzeugend wie überzeugt vertreten und dabei gezeigt, dass das Buch nicht nur eine Ware ist, sondern auch und vor allem ein Kulturgut. Hinter ­diesem Kulturgut allerdings steht eine Branche mit unterschiedlichen Interessengruppen. Mit diplomatischem Geschick hat es Alexander Skipis geschafft, die Anliegen zu bündeln und kraftvoll zu vertreten. Der Verleger Jürgen Horbach schrieb einmal über ihn, er sei »ein Mann der kontrollierten Tat. Immer wohlüberlegt, dann ungeduldig, bis das passiert, was notwendig ist.«

Diese Tatkraft habe auch ich in vielen inspirierenden Gesprächen kennen­lernen dürfen. 

Es war mir immer eine Freude, mich mit ihm auszutauschen, zusammen Konzepte zu entwickeln und so für unser gemeinsames Herzensthema Buch zu kämpfen. Darauf kam es nicht nur bei den großen Debatten des Buch- und Verlagswesens in den vergangenen Jahren an, die Alexander Skipis klug gemanagt hat. Besonders die Corona-Pandemie hat uns vor gänzlich neue Herausforderungen gestellt. Hier hat sich die enge Zusammenarbeit zwischen dem Börsenverein des Deutschen Buchhandels unter Alexander Skipis und dem Bundeskulturressort außerordentlich bewährt. Die Umsetzung der zahlreichen Förderprogramme des Konjunkturprogramms »Neustart Kultur« war und ist eine Meisterleistung des Vereins und seines Hauptgeschäftsführers im Besonderen. 
Mich hat es außerdem sehr beeindruckt, dass Alexander Skipis die Meinungsfreiheit zu einem zentralen Thema des Börsenvereins gemacht hat und sich persönlich für verfolgte Autorinnen und Autoren wie etwa Aslı Erdoğan eingesetzt hat. Mit der »Woche der Meinungsfreiheit« hat der Börsenverein in dieser Hinsicht ein wichtiges gesellschaftliches Zeichen gesetzt.

Mit der Verabschiedung von Alexan­der Skipis endet für den Börsenverein des Deutschen Buchhandels eine Ära. Für gegenwärtige und künftige Herausforderungen hat Alexander Skipis bereits jetzt – innerhalb und außerhalb des Börsenvereins – entscheidende Impulse gesetzt, besonders auf dem Feld der Digitalisierung. Diese Weitsicht zeichnet ihn aus und wird den Verein über seine Amtszeit hinaus prägen.

Ich wünsche Alexander Skipis für die Zukunft alles Gute und bei aller Tatkraft auch die Muße, die Welt der Bücher nun wieder in erster Linie als Leser zu erkunden – und zu genießen.