Jahrestagung der IG Belletristik und Sachbuch

Peter Kraus vom Cleff: "Trotz aller Fährnisse weiter!"

30. Januar 2024

Sabine van Endert

"Wer zu lange in den Abgrund schaut, in den schaut auch der Abgrund zurück". Peter Kraus vom Cleff begann sein Grußwort bei der Jahrestagung der IG BellSa mit einem Nietzsche-Zitat. Der Hauptgeschäftsführer des Börsenvereins appellierte in München an die Branche, sich bewusst zu machen, "dass sie nicht die einzige ist, die vor vielen drängenden Aufgaben, ja teils mit dem Rücken zur Wand steht".

Peter Kraus vom Cleff spricht bei der IG BellSa in München

© Börsenverein

Dass es anderswo nicht besser aussieht, belegte Kraus vom Cleff eindrucksvoll:

Von 2012 bis 2021 sei die Zahl der Bekleidungsgeschäfte um 40 Prozent zurückgegangen,
die Zahl der Schuhläden um 39 Prozent,
die Zahl der Verkaufsstellen für Unterhaltungselektronik um 32 Prozent,
erst dann folgt der Buchhandel mit einem Rückgang von 27 Prozent bei den Handelsunternehmen.

Beim Umsatz kommen viele Branchen in diesem Zeitraum ebenfalls erheblich schlechter weg als der Buchhandel, die Einnahmen der Schuhanbieter sind beispielsweise seit 2012 um 23 Prozent gesunken, die Umsätze der Fotostudios um 35 Prozent – der Buchhandel musste dagegen „nur“ einen Umsatzverlust von 1,2 Prozent hinnehmen.

Ein echter Lichtblick ist die Entwicklung der Ausbildungszahlen in der Buchbranche, die sich 2023 weiter verbessert haben.

Vergleichsweise gehe es der Buchbranche also gut. „Trotz aller Fährnisse weiter!“ - diese Devise von Peter Kraus vom Cleff gilt auch für den Verband: Die Aufgaben sind vielfältig. Um diese effektiv bewältigen zu können, unterzieht sich der Verband gerade einem gruppenweiten Transformationsprozess.

Ein alter hanseatischer Grundsatz lautet: "Man kauft nicht bei Verlierern"! Und wir, unsere Branche, wir sind trotz aller immensen Herausforderungen keine Verlierer!

Peter Kraus vom Cleff, Hauptgeschäftsführer des Börsenvereins

Ein Schwerpunkt des Börsenvereins in diesem Jahr liegt auf Aktivitäten, die die Bedeutung der Buchbranche für die Demokratie unterstreichen, wie zum Beispiel die Gründung der Stiftung Freedom of Expression, die WEXFO Youth in Lillehammer und YPPiB in Brüssel - das Programm für junge Nachwuchskräfte aus Verlagen.

Direkten Mitgliedernutzen könnten Aktivitäten wie der neu installierte Wissens-Hub generieren, oder die Task Force IT-Standards. Der Runde Tisch zum Dauer-Aufreger E-Lending gehe 2024 in die entscheidende Runde, kündigte Kraus vom Cleff an. Noch im ersten Quartal soll auch der schon angekündigte Workshop „Kostendruck“ anlaufen, für den sich alle Sparten an einen Tisch setzen wollen.

Kraus vom Cleff: „Ein alter hanseatischer Grundsatz lautet: "Man kauft nicht bei Verlierern"! Und wir, unsere Branche, wir sind trotz aller immensen Herausforderungen keine Verlierer!“

Auf der Agenda der IG Belletristik und Sachbuch stehen bis heute Abend noch die Themen Recruiting, Englische Originalausgaben und der Umgang der Verlage mit KI. Ein Bericht folgt.