Urteil im Schnellverfahren

Fünf Jahre Haft für Boualem Sansal

27. März 2025
Redaktion Börsenblatt

Ein algerisches Gericht hat am Donnerstagmorgen (27. März) den französisch-algerischen Schriftsteller Boualem Sansal zu fünf Jahren Gefängnis verurteilt. Der Friedenspreisträger ist seit November in Algerien aus abstrusen Gründen inhaftiert.

Boulam Sansal

Das berichtet die Zeitung "Le Parisien" am 27. März unter Bezug auf AFP. Danach wurde der französisch-algerische Schriftsteller Boualem Sansal vom Strafgericht von Dar El Beïda in der Nähe von Algier zu fünf Jahren Gefängnis verurteilt, die Hälfte der von der Staatsanwaltschaft geforderten Strafe. Vorgeworfen wird ihm die "Untergrabung der nationalen Einheit, Beleidigung des konstituierten Organs (der Armee), Schädigung der nationalen Wirtschaft und Besitz von Videos und Publikationen, die die nationale Sicherheit und Stabilität bedrohen", schreibt "Le Parisien". Neben der Haftstrafe von fünf Jahren wurde laut PEN Berlin eine Geldstrafe von 500.000 algerischen Dinar (circa 3.500 Euro) gegen Sansal verhängt. 

Nach dem Urteil forderte sein französischer Anwalt den algerischen Präsidenten auf, "menschlich zu sein". "Sein Alter und sein Gesundheitszustand machen jeden Tag der Haft noch unmenschlicher. Ich appelliere an den algerischen Präsidenten: Die Gerechtigkeit hat versagt, lasst wenigstens die Menschlichkeit siegen", schrieb Zimeray auf X in Anspielung auf eine mögliche Begnadigung durch das Staatsoberhaupt.

Während des Schnellverfahrens hatte die Staatsanwaltschaft zehn Jahre Haft und eine Geldstrafe von einer Million algerische Dinar (umgerechnet rund 6.900 Euro) gegen den 80-jährigen Schriftsteller gefordert. Insbesondere werde ihm vorgeworfen, die Position Marokkos eingenommen zu haben, wonach dessen Territorium unter der französischen Kolonialisierung zugunsten Algeriens amputiert worden sei. Am 16. November war er in Algier verhaftet worden, saß monatelang ohne Anklage in Untersuchungshaft. Sansal hatte vor Gericht erklärt, so PEN Berlin, lediglich von seiner Meinungsfreiheit Gebrauch gemacht zu haben.

Am Abend des Schlussplädoyers hätte Frankreichs Präsident Emmanuel Macron um die rasche Freilassung von Sansal gebeten und gesagt, er vertraue auf die "Weitsicht" seines algerischen Amtskollegen Abdelmadjid Tebboune, der wisse, dass all diese Anschuldigungen nicht ernst gemeint seien. Ein fruchtloser Appell, wie wir jetzt wissen.

Für den Friedenspreisträger von 2011 hat es zahlreiche Solidaritätsbekundungen und eine Unterschriftenaktion gegeben, die auf der Friedenspreis-Website zusammengefasst sind: hier

PEN Berlin: "Algerien ist kein sicherer Drittstaat"

Der PEN Berlin verurteilt in einer Mitteilung den Prozess und dieses Urteil aufs Schärfste und fordert die sofortige Freilassung des 80-jährigen Schriftstellers. 

"Algerien soll – so der Stand der aktuellen Koalitionsverhandlungen – zu einem sicheren Drittstaat erklärt werden", so Deniz Yücel, Sprecher des PEN Berlin. "Algerien ist nicht sicher, am wenigsten für Menschen, die es wagen, die Machthaber zu kritisieren."

PEN Berlin appelliert an die Bundesregierung, sich entschieden für den Schriftsteller einzusetzen und alles in ihrer Macht Stehende zu tun, damit er sofort freigelassen wird.