Nach dem Urteil forderte sein französischer Anwalt den algerischen Präsidenten auf, "menschlich zu sein". "Sein Alter und sein Gesundheitszustand machen jeden Tag der Haft noch unmenschlicher. Ich appelliere an den algerischen Präsidenten: Die Gerechtigkeit hat versagt, lasst wenigstens die Menschlichkeit siegen", schrieb Zimeray auf X in Anspielung auf eine mögliche Begnadigung durch das Staatsoberhaupt.
Während des Schnellverfahrens hatte die Staatsanwaltschaft zehn Jahre Haft und eine Geldstrafe von einer Million algerische Dinar (umgerechnet rund 6.900 Euro) gegen den 80-jährigen Schriftsteller gefordert. Insbesondere werde ihm vorgeworfen, die Position Marokkos eingenommen zu haben, wonach dessen Territorium unter der französischen Kolonialisierung zugunsten Algeriens amputiert worden sei. Am 16. November war er in Algier verhaftet worden, saß monatelang ohne Anklage in Untersuchungshaft. Sansal hatte vor Gericht erklärt, so PEN Berlin, lediglich von seiner Meinungsfreiheit Gebrauch gemacht zu haben.
Am Abend des Schlussplädoyers hätte Frankreichs Präsident Emmanuel Macron um die rasche Freilassung von Sansal gebeten und gesagt, er vertraue auf die "Weitsicht" seines algerischen Amtskollegen Abdelmadjid Tebboune, der wisse, dass all diese Anschuldigungen nicht ernst gemeint seien. Ein fruchtloser Appell, wie wir jetzt wissen.
Für den Friedenspreisträger von 2011 hat es zahlreiche Solidaritätsbekundungen und eine Unterschriftenaktion gegeben, die auf der Friedenspreis-Website zusammengefasst sind: hier